Staatsanwalt ermittelt: Wurde Corona-Ausbruch in Ischgl zunächst vertuscht?

Ischgl (Tirol, 23. März 2020) – Jetzt ermittelt der Staatsanwalt: Die Gemeinde Ischgl wurde gestern, Sonntag, von einem deutschen Medium informiert, dass einem Ischgler Betrieb bereits Ende Februar ein positiver Fall unter seinen Mitarbeitern bekannt gewesen sein soll. Der vom deutschen Medium namentlich nicht genannte Betrieb soll diesen positiven Fall jedoch nicht an die Gesundheitsbehörde gemeldet haben, hat die Tiroler Landesregierung heute bestätigt.

Ischgl steht unter Quarantäne. Der Ort ist, wie die Webcam zeigt, wie ausgestorben. Foto: Webcam Ischgl

In einer Presserklärung der Tiroler Landesregierung heißt es dazu weiter: „Die Gemeinde Ischgl übermittelte diese Informationen des deutschen Mediums gestern Abend an die Bezirkshauptmannschaft Landeck. Die Bezirkshauptmannschaft Landeck leitete daraufhin umgehend Schritte ein und übermittelte die Information des deutschen Mediums heute Früh als Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Innsbruck, damit Ermittlungen eingeleitet werden können. Auch von Seiten der Bezirkshauptmannschaft Landeck wird nach dem Epidemiegesetz ermittelt, da der Vorwurf im Raum steht, dass eine meldepflichtige Erkrankung oder deren begründeter Verdacht nicht an die Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet worden sei. Es gilt die Unschuldsvermutung.“ 

Die Gesundheitsbehörden weisen in diesem Zusammenhang erneut darauf hin, dass unter anderem auch für Inhaberinnen und Inhaber von Gast- und Schankbetrieben bei meldepflichtigen Erkrankungen, zu denen auch das Coronavirus zählt, eine gesetzliche Meldepflicht besteht. Das Land Tirol macht ausdrücklich und wiederholt darauf aufmerksam, dass Lokalbesitzerinnen und Lokalbesitzer bei Nichtanzeige einer meldepflichtigen Krankheit eine Anzeige nach dem Epidemiegesetz droht.

Wie auch ALPENmag berichtet hat, war Anfang März ein deutscher Barkeeper positiv auf das Coronavirus getestet worden. Zudem wurden aus vielen Ländern Europas Corona-Infektionen gemeldet, deren Infektionsursprung sich auf den Tiroler Skiort und insbesondere in die Bar, in der der Barkeeper tätig war, zurückverfolgen ließen. Zunächst wurden daraufhin alle Après-Ski-Bars geschlossen und später der gesamte Skibetrieb eingestellt. Mittlerweile steht Ischgl und das gesamte Paznauntal unter Quarantäne. Alle Touristen hatten das Gebiet verlassen müssen.