Corona: Wirbel um Nehammers Hüttenfoto
Wien (8. Januar 2022) – Am 6. Januar 2022 hat Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer drastische Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verkündet, wie eine weitreichende Maskenpflicht im Freien. Jetzt taucht ein Foto auf, dass den Regierungschef nur ein paar Tage davor auf einer Skihütte mit acht Spezln zeigt: Ohne Maske, ohne Abstand. Und am 7. Januar bestätigte das Bundeskanzleramt, dass Nehammer sich mit dem SARS-Cov2-Virus infiziert hat.
In der Erklärung des Bundeskanzleramtes (ALPENmag berichtete) von Freitag hieß es: „Die Ansteckung erfolgte offensichtlich am Mittwochabend im Kontakt mit einem Mitglied seines Sicherheitsteams, das gestern positiv auf Covid-19 getestet wurde. Dieses Ergebnis liegt seit heute vor.“
Wie Daniel Kosak, der Sprecher des österreichischen Bundeskanzlers, mittlerweile bestätigte, ist Nehammers Hütten-Gaudi-Foto echt: „Dieses Foto wurde am 29. Dezember (unter Einhaltung der 2G-Regelung) aufgenommen.“ Andere Quellen berichten, dass das Foto in der Gamskogelhütte am Kärntner Katschberg aufgenommen worden ist, was Hüttenwirt Peter Strafner-Aschbacher am Samstag gegenüber ALPENmag bestätigt hat.
Kanzlersprecher Kosak beharrt jedoch darauf, dass sich Bundeskanzler Nehammer erst nach seiner Rückkehr aus dem Skiurlaub angesteckt habe, da der Regierungschef eine Woche nach der Hütten-Gaudi bei einem PCR-Test negativ gewesen sei. Doch Experten bezweifeln, dass allein diese Aussage den Kanzler entlastet.
Der Grund: Nehammer ist dreifach geimpft, was wiederrum die Folge hat, dass Corona-Tests oft erst mit tagelanger Verzögerung eine Infektion anzeigen. Infektionen seien bei Geimpften gerade in den ersten Tagen der Corona-Infektion womöglich nicht so gut durch einen Antigen-Schnelltest nachzuweisen, bestätigt der renommierte deutsche Virologe Prof. Dr. Christian Drosten: „Das ist aber allein eine erste Einschätzung.“
Im Umgekehrschluss ist es höcht ungewöhnlich, dass bei einem Dreifachgeimpften eine Ansteckung bereits ein oder zwei Tage später, wie es das Bundeskanzleramt darstellt, mittels PCR-Test angezeigt wird.
Problematisch für Nehammers Darstellung ist die Tatsache, dass die Gamskogelhütte, wie der Wirt gegenüber ALPENmag bestätigt hat, seit Donnerstag geschlossen ist. „Ein reine Vorsichtsmaßnahme, nachdem wir mehrere Corona-Fälle am Berg hatten. Jetzt wird das Personal durchgetestet“, so Peter Strafner-Aschbacher am Samstag zu ALPENmag.
Auf die Füße fällt Karl Nehammer jetzt auch das Nichterscheinen beim traditionellen Neujahrskonzert am 1. Januar in Wien – eigentlich der erste Pflichttermin des Jahres für einen österreichischen Bundeskanzler. Der Regierungschef hatte seine Teilnahme einen Tag nach der Hüttengaudi kurzfristig wegen der Zunahme an Omikron-Infektionen abgesagt und auf seinem Facebook-Kanal geschrieben, dass ein Besuch des Neujahrskonzerts in diesen schwierigen Zeiten „ein falsches Signal senden würde“.