Corona-Pandemie: 1. Tiroler Liftbetreiber will Wintersaison zusperren

Innsbruck (Tirol, 4. Oktober 2020) – Nach den Reisewarnungen mehrerer europäischer Staaten für Tirol ziehen die Betreiber des Skigebietes Axamer Lizum die Notbremse und haben beim österreichischen Ministerium für Verkehr, Innovation und Technologie beantragt, von der Betriebspflicht für die Wintersaison 2020/21 befreit zu werden. Sprich: Der Liftbetreiber will alle Anlagen während der Wintersaison zusperren.

Nachdem für den österreichischen Wintertourismus maßgebliche Länder wie Deutschland, Belgien, Slowenien und die Niederlande Reisewarnungen für Tirol ausgesprochen haben, müsse mit einem massiven Einbruch bei den Gästezahlen gerechnet werden, schreiben die Liftbetreiber ans Ministerium.

Weiter heißt es in dem Brief: „Vor diesem Hintergrund müssen wir bei einer wirtschaftlichen Betrachtung für die Wintersaison 2020/2021 mit erheblichen Verlusten rechnen, welche zu einer Unzumutbarkeit des Betriebs führen. Aufgrund von COVID-19 ist mit Umsatzeinbußen bis zu 50 % zu rechnen. Bei Aufrechterhaltung des Betriebes droht sich das daraus resultierende Ergebnis derzart zu verschlechtern, dass ein Offenhalte in der Wintersaison 2020/21 unzumutbar ist.“

„Für viele Tourismusbetriebe in unserer Region wäre die Einstellung des Skibetriebs existenzgefährdend“, reagiert der Axamer Bürgermeister Christian Abenthung gegenüber der Tiroler Tageszeitung. Für ihn sei die Entscheidung der Liftbetreiber „nicht ganz nachvollziehbar, weil das Skigebiet vor allem von Einheimischen besucht wird“.

Der Bürgermeister hat für Montag deshalb zu einer Krisensitzung geladen, an der auch die Vertreter der Seilbahn, Innsbruck Tourismus und die Kommunalpolitiker aus der Region teilnehmen würden. Ziel sei es, dass die Lifte im heurigen Winter wieder fahren und das Skigebiet im Betrieb bleibt.

48-Stunden-Regel könnte Tourismus-Krise entschärfen

Bei der Entscheidung helfen könnte unter anderem eine Außnahmeregelung der deutschen Quarantäne-Gesetze, die nur wenig bekannt ist. So gilt in Bayern und Baden-Württemberg eine 48-Stunden-Regel, die es ermöglicht, zum Wandern oder Skifahren trotz der Reisewarnung nach Tirol zu fahren. Ist der Aufenthalt kürzer als 48 Stunden entfallen die anschließende Quarantäne und der verpflichtende Corona-Test. Nicht erlaubt sind Besuche großer Veranstaltungen in Tirol, etwa Konzerte oder Sportereignisse. Somit könnten zumindest Kurzurlauber aus den Nachbarbundesländern zum Skifahren nach Tirol kommen.

Dieses Schreiben an das zuständige Ministerium haben die Liftbetreiber am Sonntag veröffentlicht.

Kritik an den Reisewarnungen hatte bereits Tirols Landeshauptmann Günther Platter nach einem Treffen mit seinen Kollegen aus Südtirol und dem Trention in der vergangenen Woche geäußert: „Tirol, Südtirol und das Trentino sind sich einig, dass für die Verhängung von Reisewarnungen mehr Kriterien als lediglich die Inzidenzzahlen ausschlaggebend sein müssen. Es gehören unbedingt auch Faktoren wie die Testungsquote, die Hospitalisierungsquote und die Bettenbelegungsquote berücksichtigt. Es liegt in unserem größten Interesse, dass sich die EU-Staats- und Regierungschefs eingehend mit dieser Thematik beschäftigen und einheitliche & objektivierte Standards festlegen, die auch die Möglichkeit des Freitestens bei Reisewarnungen umfassen.“

Wie absurd eine generelle Reisewarnung ist, zeigt das Beispiel Pitztal. In dem abgeschiedenen Tal gibt es keine positiven Coronafälle, trotzdem gehört auch diese Tiroler Gegend zum Risikogebiet samt Quarantäneverpflichtung für Urlauber, die in ihre Heimat zurückkehren wollen. Im Pitztal bietet man deshalb den Touristen Coronatests an.

„Wir bieten das Test-Angebot als Service-Leistung an“, erklärt Stephanie Schlierenzauer vom Tourismusverband Pitztal. „Mit einem negativen Testergebnis warten keine Unannehmlichkeiten zuhause, sondern der normale Wiedereinstieg ins Berufsleben.“ Getestet wird – nur nach Online-Voranmeldung bis spätestens am Abend vorher – freitags von 14 bis 16 Uhr, sonntags von 14 bis 19 Uhr im „Pitz Park“ in Wenns und mittwochs von 14.30 bis 16 Uhr in Mandarfen, www.pitztal.com/de/pcr-covid-19-test. Pro Familienmitglied ist ein Formular auszufüllen. Der Rachenabstrich selbst dauert weniger als eine Minute, die Probe wird umgehend in einem anerkannten Labor ausgewertet. Das Ergebnis erhalten die getesteten Personen dann innerhalb von 24 bis maximal 48 Stunden per SMS. Die Kosten für den PCR-COVID-19-Test betragen im Pitztal 80 Euro, für Besitzer einer gültigen „Pitztal Sommer Card“ vergünstigt 70 Euro.

Noch weiter geht man im STOCK resort im Zillertal. Hier werden nicht nur alle Mitarbeiter zweimal pro Woche auf Covid-19 getestet, sondern es werden außerdem den Gästen für die Rückreise kostenlose und zertifizierte PCR-Testmöglichkeiten angeboten. Wer den Test daheim macht, bekommt als Kostenerstattung eine Gutschrift für den nächsten Aufenthalt. Und bis zum 11. April 2021 gilt eine kostenlose Stornomöglichkeit bis 24 Stunden vor der geplanten Anreise