Blutdrucksenker, Schmerzmittel: Lieferengpässe bei Medikamenten

Wien (14. März 2020) – In ganz Österreich werden seit gestern die Läden gestürmt, nachdem Bundeskanzler Sebastian Kurz weitere harte Maßnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie verkündet hat und dabei noch einmal erklärt hat, dass Lebensmittelläden, Apotheken, Banken und Tankstellen selbstverständlich geöffnet bleiben. Den Bericht lesen Sie hier.

„Hamsterkäufe sind Unsinn“, warnen Politiker nicht nur in Österreich vor einer Hysterie. Zu Recht? Nicht ganz. Wer sich mit dem Virus infiziert hat, muss sich in eine 14tägige häusliche Isolation begeben und darf dann das Haus nicht mehr verlassen – auch nicht zum Einkaufen. Und nach Italien sind auch in Österreich mit dem Paznauntal inklusive Ischgl und St. Anton am Arlberg gestern zwei Regionen unter Quarantäne gestellt worden.

Seit Jahren warnen auch offizielle Regierungsstellen die Bevölkerung, einen Notvorrat anzulegen, stießen dabei aber auf weitgehend taube Ohren. So empfiehlt das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe „einen Vorrat für 10 Tage“ daheim zu haben.

Vor allem Desinfektionsmittel sind derzeit in vielen Geschäften vergriffen, wie hier in der Metro in München-Brunnthal

Medikamente:

Die Hausapotheke sollte entsprechend bevorratet sein, insbesondere mit dringend benötigten Medikamenten gerade bei chronisch kranken Patienten, rät das Department of Homeland Security in den USA.

Überprüfen Sie Ihre regelmäßig verschriebenen Medikamente, um eine kontinuierliche Versorgung in Ihrem Haus zu gewährleisten.


Halten Sie nicht verschreibungspflichtige Medikamente und andere Gesundheitsmittel bereit, darunter Schmerzmittel, Magenmittel, Husten- und Erkältungsmedikamente, Flüssigkeiten mit Elektrolyten und Vitamine.

Department of Homeland Security Quelle: https://www.ready.gov/pandemic

Schon vor der Coronavirus-Pandemie kam es in Deutschland zu Lieferengpässen bei Arzneimitteln. Aktuell listet das Bundesinstitut für Arzneinmittel und Medizinprodukte fast 300 Arzneimittel auf, die knapp sind. Die Lage wird sich noch verschärfen, da viele Arzneimittel oder deren Vorprodukte aus China kommen und die Schließung der dortigen Fabriken sich erst in den nächsten Wochen und Monaten in Europa auswirkt.

„Lieferengpässe bei Arzneimitteln sind leider schon seit Jahren ein großes Problem für die Versorgung von Millionen Patienten“, hat jetzt Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, erneut gewarnt. Während es 2017 noch Lieferengpässe bei 4,7 Millionen Arzneimitteln gab, waren es 2018 bereits 9,3 Millionen und 2019 mit 18 Millionen Packungen fast doppelt so viele.

Der Apothekerverband ABDA: „In der Rangliste der Nichtverfügbarkeiten im Jahr 2019 liegt Candesartan (Blutdrucksenker) mit 1,8 Mio. Packungen vor Allopurinol (Gichtmittel) mit 0,8 Mio., Valsartan (Blutdrucksenker) mit 0,8 Mio., Venlafaxin (Antidepressivum) mit 0,7 Mio. und Diclofenac (Schmerzmittel) mit 0,7 Mio.“

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Essen und Trinken

Welche Lebensmittel als Vorrat eingekauft werden sollen, richtet sich natürlich nach den eigenen Essensgewohnheiten. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat auf seiner Webseite einen Vorratskalkulator eingerichtet, der hilft, einen Überblick zu bekommen.

Grundsätzlich gilt, so das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

  • Die Lebensmittel sollten haltbar sein – und schmecken.
  • Denken Sie daran, dass Gemüse und Hülsenfrüchte im Glas oder in Dosen bereits gekocht sind und für getrocknete Produkte zusätzlich Wasser benötigt wird.
  • Bevorraten Sie Obst in Dosen oder Gläsern und verwenden Sie als Frischobst nur lagerfähiges Obst.
  • Bitte beachten Sie, dass frische Eier nur begrenzt lagerfähig sind, Volleipulver ist hingegen mehrere Jahre haltbar.

Auf seiner Webseite stellt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Broschüren zum Download bereit, wie man sich generell auf Krisen vorbereiten und welche weiteren Vorsorgemaßnahmen man noch ergreifen soll

Desinfektionsmittel

In vielen Geschäften sind Desinfektionsmittel mittlerweile ausverkauft. Im Internet verbreiten sich Meldungen, wonach Vodka ein möglicher Ersatz wäre. Ein Hersteller hat nun vor falschen Hoffnungen gewarnt: Vodka schütze nicht vor dem Coronavirus, betonte am Freitag der Hersteller der im US-Bundesstaat Texas beheimateten Kultmarke Tito’s und führte aus: „Desinfektionsgel muss mindestens 60 Prozent Alkohol haben, Tito’s hat nur 40 Prozent Alkohol.“

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat auf ihrer Webseite eine Anleitung veröffentlich, wie man Desinfektionsmittel selbst herstellen kann.

Allerdings: Zum Herstellen dieses Desinfektionsmittels benötigt man Ethanol oder Isopropylalkohol aus der Apotheke. Und auch hier kommt es mittlerweile zu Engpässen.