Zeit drängt: Corona-Impfungen gehören in die Hausarztpraxen
München (Oberbayern, 3. März 2021) – Trotz hartem Lockdown nimmt die Bedrohung durch Corona-Mutationen zu. Gleichzeitig kommt das Impfprogramm in Deutschland nur schleppend voran. So konnte bislang nur jede zehnte AstraZeneca-Dosis verimpft werden. Der Rest liegt ungenutzt in Lagern. Der Bayerische Hausärzteverband fordert deshalb im Kampf gegen die Pandemie, nicht weiter wertvolle Zeit zu verlieren.
Dr. Markus Beier, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes: „Es wird schon langsam skandalös, dass Menschen sterben oder schwer erkranken werden, weil große Mengen an Impfstoffen zwar vorhanden sind, aber nicht verabreicht werden. Wir müssen deshalb umgehend die Impfgeschwindigkeit stark erhöhen und ihr absolute Priorität einräumen. Dies bedeutet: Hausarztpraxen müssen jetzt schnell und unbürokratisch der zentrale Ort des COVID-19-Impfprogramms werden, zumal sich die
Virus-Mutante B1.1.7 mit einer höheren Infektiosität und Morbidität gerade bei Jüngeren weiter ausbreitet. Jeder Tag zählt.“
Parallel zu den Priorisierungsgruppen 1 und 2 müsse auch schnellstmöglich allen Menschen mit chronischen Erkrankungen oder einem hohen alltäglichen Kontakt zu anderen Menschen ein Impfangebot gemacht werden, so Dr. Beier: „Wir Hausärztinnen und Hausärzte kennen unsere Patienten und können somit sehr schnell entscheiden und individuell priorisieren, um diese Menschen bestmöglich zu schützen. Impfen ist eine Kernkompetenz der Hausärztinnen und Hausärzte.“
Der Bayerische Hausärzteverband begrüßt deshalb ausdrücklich den gemeinsamen Vorstoß der Ministerpräsidenten von Bayern und Sachsen, Markus Söder und Michael Kretschmer, im Vorfeld der am Mittwoch tagenden Ministerpräsidentenkonferenz das aktuelle Impfkonzept zu überarbeiten. Demnach sollen neben Impfzentren schnellstmöglich auch Hausärztinnen und Hausärzte impfen können. Außerdem soll die Impfreihenfolge nicht mehr rechtlich fixiert sein, sondern nur als Empfehlung gelten. Ziel müsse es laut Söder sein, „den dramatischen Rückstand, den Deutschland beim Impfen hat, aufzuholen“. Mit einem „überbürokratisierten System“ komme man, so Söder, nicht weiter. Die
bayerisch-sächsischen Vorschläge würden dagegen dazu führen, dass aus der bisher rechtlich fixierten Priorisierung eine Empfehlung werden könne.
Derzeit wird in Deutschland nach einer von der Ständigen Impfkommission (StIKo) beim Robert Koch-Institut empfohlenen Reihenfolge geimpft. Zur Priorisierungsgruppe 1 gehören über 80-Jährige Menschen und Personen aus dem Medizin- und Pflegebereich.