Sommerbilanz der Alpenvereinshütten 2017

Nachdem der Oktober in den Bergen noch einmal einige warme Tage gebracht hat, geht die Hüttensaison jetzt zu Ende. Der beim DAV für die Hütten verantwortliche Ressortleiter Robert Kolbitsch zieht eine insgesamt positive Bilanz: „Vor allem der Frühsommer und der August waren besonders erfolgreich und haben für gute Besucherzahlen sowohl bei den Tagesgäs- ten als auch bei den Übernachtungsgästen gesorgt – trotz frühem Wintereinbruch im Sep- tember.“ Bei genauerem Hinsehen waren freilich nicht alle Hütten gleich gut besucht. Neben den seit vielen Jahren äußerst beliebten Hütten an Fernwanderwegen und Gebietsdurchque- rungen bekommen derzeit auch speziellere Hütten mehr Aufmerksamkeit – etwa unter dem Begriff ‚Wilde Hütten‘ einfache Unterkünfte mit wenig Komfort in abgelegener Lage.

Super Juli, schlechter September – das sagen die Hüttenwirte

Hoch gelegen oder leicht zu erreichen, modern ausgestattet oder eher einfach, mit vielen Klettermöglichkeiten oder ideal für Mountainbiker – Alpenvereinshütten sind so verschieden wie ihre Gäste. Trotz aller Unterschiede gemeinsam ist den Hütten die starke Abhängigkeit vom Wetter. Im Hochgebirge macht sich das allerdings deutlich stärker bemerkbar als in den niedrigeren Bergen am Alpenrand. Fünf Wirte ganz verschiedener Hütten ziehen Bilanz aus dem Sommer 2017:

1. Heinrich-Schwaiger-Haus 2.802 Meter, Glocknergruppe: Stefan Borger
Zwischen den Felsen gelegen, wo Steinbock und Gams sich Gute Nacht sagen, so stellt man sich eine Hochgebirgshütte vor — das Heinrich-Schwaiger-Haus ist ein Musterbeispiel seiner Kategorie. Hoch oben schaut man im Großen und Ganzen zufrieden auf den Sommer zurück:

„Der Juni war besser, im Juli und August war eigentlich auch mehr los als letztes Jahr. Der September war dann richtig schlecht, wir haben schon früher zugemacht. Da oben sitzen und auf Leute warten wollten wir dann auch nicht, es war einfach nichts mehr los. Außerdem war es gefährlich, nachdem Ende August fünfzig Zentimeter Schnee gefallen sind. Grund- sätzlich konnte man sich diese Saison auf den Wetterbericht eh nicht verlassen.

Der Anfang war gut und hat uns rausgerissen. Ich bin zufrieden.“

2. Albert-Link-Hütte 1.053m/Schönfeldhütte 1.410 Meter, Spitzingsee: Uwe Gruber
Es muss nicht immer Hochgebirge sein. Tiefer gelegene Hütten sind oft leichter zugänglich, Alpenrandlage und Stadtnähe machen sie zum perfekten Ziel für kürzere Ausflüge. Uwe Gru- ber berichtet vom Spitzingsee:

„Zu Beginn des Sommers war der Mai richtig schlecht. Aber der Juni, Juli, August waren sehr gut, diese drei Monate waren schon in den letzten Jahren top. Dann kam der Septem- ber – der war richtig mies wegen des verregneten Wetters. Der Spitzingsee ist ein Naherho- lungsgebiet von München, da geht man hin wenn das Wetter schön ist, nicht wenn es reg- net. Aber im Vergleich zum Vorjahr war es ähnlich, eher ein wenig besser.“

3. Karwendelhaus 1.765 Meter, Karwendel: Andreas Ruech
Durch ihre Umgebung etablieren sich Hütten immer wieder als Stützpunkt für Fans ganz be- stimmter Bergsportarten. Ein Beispiel ist das Karwendelhaus, hier geben sich die Mountainbi- ker die Klinke in die Hand. So sieht Hüttenwirt Andreas Ruech die Saison 2017:

„Der Start war super, im Juni ging‘s schon früh los. Eigentlich war der gesamte Juli und Au- gust super. Der September war dann dem Wetter entsprechend schlecht. So lange schlech- tes Wetter im Herbst gab es lange nicht mehr. Wäre der Anfang nicht so gut gelaufen, hät- ten wir ein Problem gehabt.“

4. Berliner Hütte 2.044 Meter, Zillertaler Alpen: Rupert Bürgler
Als Etappenziel des Berliner Höhenwegs ist die Berliner Hütte für viele Besucher Teil eines größeren Projekts. In den letzten Jahren zeigte sich die wachsende Beliebtheit von Fern- wanderwegen. Rupert Bürgler kommentiert die vergangene Saison:

„Der Sommer 2017 war nicht schlecht, zumindest von Ende Juni bis Anfang September. Dann aber hat der September bis zu sechzig Zentimeter Schnee gebracht. Somit waren die Übergänge dann nicht mehr begehbar und die Hütte hatte teilweise keine Besucher mehr. Die Gäste möchten ja die Übergänge gehen und nicht auf eine Hütte hoch und wieder run- ter. Da die Berliner Hütte zu groß ist um ohne Personal auszukommen, mussten wir die Hütte dann auch ein paar Tage früher schließen. Diese Wetterverhältnisse können in jedem Monat stattfinden. Aber der September wäre noch ein wichtiger Monat für die Wirte.“

5. Rauhekopfhütte 2.731 Meter, Ötztaler Alpen: Stefan Ernst
Keine Dusche, kein WLan — Einfachheit und Ursprünglichkeit machen für viele Bergwanderer gerade den Reiz der Bergunterkunft aus. Am Ende eines guten Sommers freuen sich die eh- renamtlichen Hüttenwirte der Rauhekopfhütte schon auf die Saison 2018:

„Auch in 2017 hatten wir wieder eine sehr gute Saison, die in den letzten Jahren gestiege- nen Übernachtungszahlen haben sich gehalten. Dies liegt an der Nähe zum Gletscher, gestie- genem Kursbetrieb und dass viele unserer Gäste die Einfachheit und Lage der Hütte sehr schätzen. Sie kommen gerade deswegen zu uns. Die Witterung war sehr gut und wurde erst im September schlechter, dann teilweise mit bis zu fünfzig Zentimeter Schnee.“

Große Schäden an Hütten

Gewitter, Starkregen, Sturm: Das Wetter im Sommer 2017 war in jeder Hinsicht extrem und das sieht man im Schadenskatalog: Es waren so viele Blitz- und Sturmschäden an Hütten zu verzeichnen wie noch nie. Auch Murengänge sorgten für Schäden, beispielsweise wurde die Trinkwasserversorgung der Sulzenauhütte in den Stubaier Alpen zerstört, an der Gleiwitzer Hütte in der Glocknergruppe, der Richterhütte in den Zillertaler Alpen und an der Elberfelder

Hütte in der Schobergruppe wurden die Wasserkraftwerke beschädigt. Robert Kolbitsch be- stätigt den Eindruck einer schadensreichen Saison: „Im Vergleich mussten die Sektionen heuer öfter zu Noteinsätzen auf Ihre Hütten aufbrechen als in den vergangenen Jahren.“

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