Skifahren ist sicher! Proteste gegen Wintersport-Lockdown

München/Bozen (25.11.2020) – Wenige Tage vor der geplanten Öffnung vieler Skigebiete in den Alpen spitzt sich der Streit um einen Wintersport-Lockdown zu. Eine Sperrung der Skigebiete brachte zuerst Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte auf die Agenda. „Es ist nicht möglich, einen Winterurlaub zuzulassen, wir können uns das nicht leisten“, sagte Conte im Fernsehen und kündigte eine Öffnung frühestens ab 10. Januar 2021 an. Auch Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron stellte im Kampf gegen die Corona-Pandemie klar, dass alle Lifte in den franzöischen Alpen über Weihnachten geschlossen bleiben. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder drohte sogar damit, die Grenzen nach Österreich zu schließen, wenn der Skibetrieb nicht eingestellt wird.

Söder droht mit Grenzschließung, wenn Österreich Lifte offen lässt

„Wenn wir Grenzen offen halten wollen, brauchen wir auch eine klare Übereinkunft, was das Skifahren betrifft“, sagte Söder am Rande einer Landtagssitzung und verwies darauf, dass Rückkehrer zehn Tage in Quarantäne müssten. Der Ministerpräsident forderte deshalb eine europaweite Schließung von Skigebieten und Skiliften. „Mir wäre lieber, wir würden ein einheitliches Übereinkommen auf europäischer Ebene haben: keine Skilifte offen überall beziehungsweise kein Urlaub überall.“

Finanzminister Blümel fordert Entschädigungen von der EU

Gegen diesen Wintersport-Lockdown regt sich mittlerweile heftiger Widerstand. So fordert der österreichische Finanzminister Gernot Blümel im Falle eines Wintersport-Lockdowns Entschädigungen. Wenn die EU tatsächlich vorgibt, dass die Skigebiete geschlossen bleiben müssen, dann bedeutet das Kosten von bis zu zwei Milliarden Euro. Wenn die EU das wirklich will, dann muss sie dafür auch bezahlen.“

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner

Österreichs Tourismus­ministerin Elisabeth Köstinger stellt klar: „Winterurlaub in Österreich wird sicher sein. ­Unsere Betriebe haben ­ Sicherheitskonzepte für den Skiurlaub, Après-Ski wird es heuer nicht geben.“

Warnt vor einem Wintersport-Lockdown: Landtagsabgeordneter Hans Friedl Foto: Dolomiti Superski / Hans Friedl

MdL Hans Friedl: Pauschale Schließung ist unverhältnismäßig

Auch in Bayern wird die Kritik an den Schließungsplänen immer lauter. So erklärt der Landtagsabgeordnete Hans Friedl (Freie Wähler) „Der Skisport ist im bayerischen Alpenraum eine der zentralen touristischen Attraktionen, die sich nicht nur auf alpine Disziplinen beschränkt. Auch Langlauf, Tourengehen, Schneeschuhwanderungen und viele weitere sportliche Aktivitäten gehören dazu. Ein übernationales Verbot des Wintersports schränkt die Erholungssuche sehr vieler Menschen unverhältnismäßig ein. Deshalb spreche ich mich klar gegen pauschale Schließungen aus – insbesondere weil alle Bergbahnen hervorragende Hygienekonzepte erarbeitet haben, die sie konsequent umsetzen.“ Gleichzeitig warnte Friedl vor einem deutschen bzw. bayerischen Alleingang, der „hoch riskant“ wäre. Der Abgeordnete: „Dann wäre zu befürchten, dass das Problem nur auf die Nachbarländer verlagert würde – wenn beispielsweise Österreich seine Skigebiete offenhält. Wer bei Skifahren sofort an infektionsträchtiges Après-Ski denkt, springt zu kurz. In bayerischen Skigebieten ist ohne Weiteres ein verantwortungsvoller Skibetrieb mit den von den Betreibern längst ausgearbeiteten Hygiene- und Abstandskonzepten möglich. Zu zweit in einer 10er-Gondel, im Freien im Sessellift oder gar im Schlepplift ist die Ansteckungsgefahr ebenso marginal wie auf der Skipiste selbst.“D

Steht auf der Kippe: Der Wintersport in den Alpen. Foto: Dolomiti Superski

Dolomiti Superski-Chef Andy Varallo warnt vor schlimmen Konsequenzen

Vor verherrenden Konsequenzen eines Wintersport-Lockdowns warnt auch Andy Varallo, Präsident von Dolomiti Superski: „Wir hoffen, dass die italienische Regierung der Bedeutung des Wintersports Rechnung trägt, nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht was Umsatz, Investitionen, Gehälter und Steuereinnahmen anbelangt, sondern auch den sozialen Wert berücksichtigt. Tausende von Familien sind vom Wintertourismus abhängig, sowohl direkt als Mitarbeiter bei den Liftbetrieben, aber auch indirekt über die Arbeitsplätze in der Hotellerie, dem Gastgewerbe, dem Handel und dem Transport. Es ist dem Skisport zu verdanken, dass die italienischen Berge noch immer bevölkert sind.“