Reportage: Das „Alpenrose“-Family Hotel im Test
Lermoos (Tirol) – Gerade hat Louis mit seinen anderthalb Jahren noch schnell die Wand bemalt: „Mama und Auto“, erklärt er mir. Seine vielen Kreise erinnern an Höhlenmalerei und sollen wohl allen, die noch kommen, sagen: „Wir sind mit Mamas Auto weg gefahren“.
Kurz zuvor hatte er sich einen Rest Buchstabensuppe in die Hosetasche gesteckt – man kann ja nie wissen, ob es unterwegs genug zu essen gibt. Das klingt lustig, aber zum Lachen war mir in diesen Momenten nicht. Noch mal Klamotten tauschen, und irgendwann muss ich wohl die weiße Wandfarbe raus holen – aber nicht jetzt. Jetzt will ich mir die Vorfreude nicht nehmen lassen. Vorfreude auf den ersten Urlaub mit allen drei Kids. Unser Ziel: das zum besten Kinderhotel Österreichs gekürte Leading Family Hotel & Resort Alpenrose in Lermoos.
Mehrmals ausgezeichnet und mit fünf Kinderhotel-Smileys versehen, verspricht es, ein Paradies für Kinder und Eltern zu sein. Na dann, alle Kids im Auto anschnallen und los geht’s.
Die Sehnsucht überkommt mich. Ganz im Geheimen wünsche ich mir wirklich ein kleines Paradies.
Ich wünsche mir, dass ich nicht kochen, aufräumen und spülen muss, dass die Kinder abends glücklich und ausgepowert ins Bett fallen, ohne den Fernseher zu vermissen. Ich wünsche mir Zeit für mich und einen Urlaub, auf den wir lange mit Freude zurück schauen werden. Schon nach zwei Stunden sagt das Navi „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Wow – diese Berge, blauer Himmel, Sonnenschein – und das Zimmer – ich bin sprachlos.
Unsere Königs-Suite ist riesig. Sie hat zwei Kinderzimmer und
zwei Sitzecken, einer gegenüber ist das Elternbett, und zudem besitzt sie ein schönes großes Bad mit Wanne und Dusche und die Toilette ist in einem kleinen Raum gleich neben dem Kinderzimmer – wie clever.
„Mami, das ist ja eine kleine Wohnung“, schwärmt mein Großer. Ja, das stimmt.
In wenigen Minuten haben alle ihre Badesachen an und wollen zur Piraten-Poollandschaft. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Ein Piratenboot und unzählig viele kleine Rutschen, Wasser- und Sandspielplätze bilden mit viel Liebe zum Detail zu einem riesigen Indoor-Wasser-Abenteuerspielplatz. Meine einzige Sorge: Bei 37 Grad in knöcheltiefem Wasser, mit echtem Sand drin – ist da nicht: „Keimalarm“?! Doch der Hausmeister beruhigt mich, es gäbe eine ganz spezielle Filteranlage und genug Chlor, sodass da nichts wachsen könne, was nicht rein gehöre. Na dann steht unendlichem Bade- und Abenteuerspaß ja nichts mehr im Wege.
Nach fast drei Stunden Piratenspiel und einer ausgiebigen Dusche ist es Zeit fürs Abendessen. Das Buffet ist besser als erwartet – es ist fantastisch. Für die Erwachsenen gibt es sogar ein Drei- bis Fünf-Gänge-Menü nach Wahl, die Kinder finden alles, was das Herz begehrt, am Büffet und laufen mit Vorliebe immer wieder allein los. Am besten finde ich, dass sie sich auch immer wieder frisches Obst holen. „Ich habe einen richtigen Erdbeerhunger, Mama“,
höre ich noch und da holt sich der Mittlere schon den dritten Teller voller roter, saftiger Beeren.
Nach zwei Stunden – so lange haben wir daheim noch nie gegessen – ist es auch schon 20:00 Uhr. Also schnell Zähne putzen, noch eine Geschichte und der erste Tag ist geschafft. Sie sind eingeschlafen, ohne mit der Wimper zu zucken. Wunderbar.
Und was machen wir morgen? Soll ich die Kinder lieber selbst beschäftigen oder in die Kinderbetreuung geben und mir eine Auszeit gönnen?
Nach dem Frühstück versuche ich es doch allein. Das kann doch nicht so schwer sein – wir sind im Urlaub. Also schauen wir uns die Gokartbahn in der Tiefgarage an und erkunden den Abenteuerspielplatz draußen. Wie in einer kleinen Cowboy- oder Hexen-Stadt sind da Miniholzhäuschen aufgebaut, durch die man klettern und in denen man sich hervorragend verstecken kann. Der Bobby-Car-Parcours ist noch im Winterschlaf. Macht nichts, dann leihen wir uns ein paar Ski und fahren ein wenig den Mini-Club-Hügel runter.
Doch immer wieder gibt es Streit – die Jungs haben einfach unterschiedliche Interessen. Soll ich es wagen? Gebe ich sie in den Mini-Club, wo jeder seinem Alter entsprechend betreut wird?
Ich laufe durch das Kinderland und finde, dass es sehr sauber aussieht. Kein einziges Kind hat eine „Rotznase“ und die Betreuerinnen sind unglaublich nett. Kaum haben die Kinder das Mini-Club-Land entdeckt, wollen sie sofort alles ausprobieren. Noch ehe ich mich verabschieden kann, sind sie verschwunden: in der Kletterhalle, auf kleinen Rutschen und inmitten von Lego. „Okay, dann viel Spaß“, flüstere ich und fühle mich plötzlich erleichtert und irgendwie frei.
Endlich Zeit für mich. Ich hole tief Luft und spüre, wie eine Last von mir abfällt. „War doch gar nicht so schwer, sie abzugeben“, denke ich bei einem Kaffee mit Sonne im Gesicht auf der Terrasse. Was mache ich denn jetzt? Ach ja, da gab es Indoor-Golf und diesen sensationellen Spa-Bereich mit verschiedenen Saunen, wie Laconium, Biosauna, Schwitzstube und Salzkristallsauna, einem Sole-Whirlpool und einem Licht-Klang-Entspannungsraum – spacig sieht der aus. Doch bevor ich gleich in der Sauna verschwinde, hole ich mir noch einen Termin im Beauty-Bereich, der mit 14 Behandlungsräumen für Massagen, Peelings, Packungen, Ayurveda und vielem mehr aufwartet.
Noch ein schneller Besuch bei den Kids im 2000 qm großen Kinderland, der mir absolute Gewissheit gibt: Sie fühlen sich wohl. Sie wollen auf keinen Fall mitkommen und unbedingt noch länger bleiben. Großartig – dann tauche ich jetzt mal ab.
Wahnsinn. So fühlt sich also Luxus-Urlaub mit Kindern in einem Fünf-Sterne-Hotel an.
Am Nachmittag wartet die Pferdekutsche auf uns und wir fahren eine Stunde durchs Tal zwischen Zugspitze und Sonnenspitz. Ein Traum bei Sonnenschein im Schnee. Kaum zurück im Hotel überrascht mich dieses wieder mit zwei angenehmen Kleinigkeiten, die das Leben für Eltern einfach schöner machen: Auf der Damen- und auch auf der Herrentoilette gibt es Wickelstationen inklusive Windeln und Feuchttüchern und im gemütlichen Hotelteil mit vielen Ledersesseln und Schaukelpferdchen stehen zu jeder Tages- und Nachzeit Getränke und Babygläschen parat. Ich liebe es & denke: „Oh ja, hier kann man es finden: ein kleines Paradies.“