Coronavirus: Italien will gesamte Lombardei mit Mailand sowie 11 weitere Provinzen abriegeln
Rom – Die italienische Regierung greift im Kampf gegen das Coronavirus zu bislang unverstellbar gehaltenen Maßnahmen. Per Gesetzesdekret, das heute Nacht in Kraft treten soll, sollen die gesamte Lombardei einschließlich Mailand sowie 11 Provinzen ab sofort zur Sperrzone erklärt und komplett abgeriegelt werden. Die Regelung soll bis zum 3. April 2020 gelten. Die Ein- und Ausreise soll in diesen Gegenden nur „aus schwerwiegenden und unverschiebbaren Gründen“ erlaubt sein. Rund 15 Millionen Italiener, ein Viertel der Gesamtbevölkerung, wären damit quasi eingesperrt.
Auch Venedig im Sperrgebiet
Das Sperrgebiet sollen die gesamte Lombardei mit der Metropole Mailand sowie die Kreise Modena, Parma, Piacenza, Reggio Emilia, Rimini, Pesaro/Urbino, Venedig, Padua, Treviso, Asti und Alessandria umfassen.
„Die Gefahr ist, dass wir bald den Punkt erreichen, in dem wir den Patienten nicht mehr die richtige Unterstützung garantieren können. Wir müssen unser soziales Leben verringern, doch diese Botschaft scheint nicht wirklich angekommen zu sein. Die Bevölkerung muss begreifen, dass wir unser Leben einbremsen müssen, um die Verbreitung des Virus zu verhindern.“
Mit diesem dramatischen Appell hat sich heute der Gesundheitsbeauftragte der Lombardei, Giulio Allera, an die Öffentlichkeit gewandt
Neben dem Ein- und Ausfahrverbot sollen in der Sperrzone strenge Quarantäneregeln gelten. So werden alle Schulen, Sportstätten, Schwimmbäder, Wellnessanlagen, Museen, Kulturzentren und Skigebieten geschlossen. Sportveranstaltungen im Freien dürfen nur unter Ausschluss des Publikums stattfinden.
Einkaufszentren dürfen nur noch montags bis freitags öffnen, müssen also am Wochenende geschlossen bleiben.
Von den Verboten betroffen sind in den betroffenen Gegenden auch religiöse und standesamtliche Zeremonien wie Hochzeiten und Beerdigungen. Gesperrt bleiben auch Kinos, Theater, Tanzschulen, Spielhallen, Wettbüros und Diskotheken.
Bars und Restaurants dürfen nur geöffnet bleiben, wenn zwischen den Besuchern ein Mindestabstand von einem Meter garantiert wird. Bei Nichteinhaltung droht die Schließung des Lokals.
Nachdem in Italien 233 Personen am Coronavirus gestorben sind und sich 5883 Menschen infiziert haben, befürchtet die Lombardei den Zusammenbruch ihres Gesundheitssystems. Nun werden unter anderem Ärzte werden aus dem Ruhestand geholt und überall nach Pflegern gesucht.