Corona-Virus erreicht die Alpen: Erste Region im Notfallmodus – zwei Tote

Codogno (Lombardei, 22. Februar 2020) – Corona-Alarm in Norditalien: In der 16.000 Einwohner großen Stadt Codogno sowie in angrenzenden Gemeinden in der Lombardei wurden die Bürger aufgerufen, daheim zu bleiben. Das öffentliche Leben ist hier bereits zum Erliegen gekommen. Unterdessen meldet Italien nach dem ersten Corona-Toten, das erste Todesopfer in Europa, ein weiteres Todesopfer. Etwa 60 Personen wurden bereits unter Quarantäne gestellt.

Wie hier im Hochsicherheitslabor des Robert Koch Instituts wird weltweit nach einer Therapie gegen das neuartige Coronavirus geforscht. Foto: RKI

In Italien besteht zurzeit große Sorge, dass sich das neuartige Coronavirus weiter ausbreitet. Besonders in der an Venetien angrenzenden Region Lombardei steigen die Fallzahlen: Dort wurden nach offiziellen Angaben mittlerweile 15 Infektionen mit dem Erreger SARS-CoV-2 nachgewiesen. 

Weltgesundheitsorganisation tief besorgt

Besorgt ist auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). So warnte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus: „Das Zeitfenster zur Eindämmung der Epidemie schließt sich.“ Wenn die Welt jetzt nicht „hart“ gegen das Virus vorgehe, werde sie vor einem „schwerwiegenden Problem“ stehen. 

Corona-Virus: Die aktuelle Situation Grafik: Weltgesundheitsorganisation

SITUATION IN NUMBERS total and new cases in last 24 hour (Stand: 21. Februar 2020)
Globally 76 769 confirmed (1021 new)
China 75 569 confirmed (894 new) 2239 deaths (118 new)
Outside of China 1200 confirmed (127 new) 26 countries 8 deaths

WHO RISK ASSESSMENT
China very high
Regional Level high
Global Level high

Weltgesundheitsorganisation WHO

Codogno schließt öffentliche Einrichtungen

Die Gemeinde Codogno beschloss die Schließung der Schulen, der Gemeindebüros und aller öffentlichen Lokale. Auch die Bürger der Gemeinden Casalpusterlengo, Castiglione d’Adda, Fombio, Maleo, Somaglia, Bertonico, Terranova dei Passerini, Castelgerundo und Sanfiorano in der Provinz Lodi wurden aufgerufen, zu Hause zu bleiben und „soziale Kontakte“ zu vermeiden. Insgesamt leben in diesen zehn Gemeinden mehr als 50.000 Menschen.

Wie der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza mitteilte, handelt es sich bei dem Verstorbenen um einen 78jährigen Italiener, der wegen einer anderen Krankheit vor anderthalb Wochen in ein Krankenhaus in der Region Venetien eingeliefert worden war. Am heutigen Samstag Vormittag berichtete dann die italienische Nachrichtenagentur ANSA über einen zweiten Todesfall. Eine Frau aus der Lombardei habe sich mit dem Coronavirus infiziert und sei verstorben.

Alle Personen, die an Grippesymptomen oder Atemproblemen leiden, sollen, so der Gesundheitsrat der Region Lombardei, Giulio Gallera, sich nicht direkt in die Notaufnahme eines Krankenhauses begeben, sondern die Notrufnummer 112 wählen. Man werde dann, so Gallera, jede Situation einzeln beurteilen, notwendige Tests beim Patienten daheim durchführen und anschließend weitere Maßnahmen, wie den Transport in ein Krankenhaus, organisieren. 

Auslöser des Corona-Virus-Ausbruchs in Norditalien ist möglicherweise ein 38jähriger Patient aus Codogno, der sich zuvor in China aufgehalten hatte. Er sei nach seiner Rückkehr mit etwa 60 Personen in Kontakt gekommen, heißt es aus dem Krisenstab. „Die Personen, die mit dem Patienten in Kontakt gekommen sind, werden identifiziert und spezifischen Kontrollen und den notwendigen Maßnahmen unterzogen“, erklärt Gallera. 

Das Krankenhaus in Codogno: Die Notaufnahme wurde mittlerweile geschlossen

Im Krankenhaus in Codogno wurden mittlerweile entsprechende Sicherheitsvorkehrungen eingeleitet. So wurde der Zugang zur Notaufnahme blockiert und ein Dutzend Patienten wurden in das Krankenhaus in Lodi verlegt.  Die Frau des 38jährigen Mannes, der in der Lombardei positiv auf das neue Coronavirus getestet wurde, wurde ebenfalls aufgenommen. Während der Mann in Codogno auf der Intensivstation liegt, befindet sich die Frau im Sacco-Krankenhaus in Mailand. Die Lehrerin ist im achten Monat schwanger.

„Unserem Sohn geht es sehr schlecht, wir sind verzweifelt“, sagten die Eltern des 38Jährigen. Ihr Sohn sei intubiert, und er schlafe viel. Am Mittwoch haben sie zuletzt mit ihrem Sohn gesprochen, schon da sei es ihm nicht gut gegangen. Der Mann war schon am Dienstag über die Notaufnahme ins Krankenhaus gekommen, er sei dann aber wieder entlassen worden. Als er zu Hause war, verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, er bekam hohes Fieber.

Italiener meiden China-Restaurants

Die China-Restaurants in Italien machen laut Medienberichten rund 70 Prozent weniger Umsatz. Das sind 2,5 Millionen Euro weniger pro Tag für die 5.000 China-Restaurants in Italien. Auch der italienische Tourismus klagt über viele Stornierungen wegen des Corona-Virus. In den klassischen Touristenstädten wie Florenz, Siena und Pisa wurden 40 Prozent der von Chinesen gebuchten Aufenthalte abgesagt. Vergangenes Jahr besuchten über fünf Millionen chinesische Urlauber Italien. Die Einnahmen beliefen sich auf rund 700 Millionen Euro.

Corona-Virus auch in den französischen Alpen

In Frankreich ist nach Angaben der Regierung bei fünf britischen Staatsbürgern eine Corona-Infektion festgestellt worden. Sie hätten in den französischen Alpen in derselben Unterkunft im Ski-Ort Contamine Monjoie am Mont Blanc übernachtet wie ein weiterer Brite, der aus Singapur angereist und bei dem die Erkrankung kurz zuvor festgestellt worden sei, teilt die französische Gesundheitsministerin Agnes Buzyn mit. Unter den neu Infizierten sei auch ein Kind. Die Gruppe sei in gutem Gesundheitszustand in ein Krankenhaus der Region eingeliefert worden. Somit gibt es in Frankreich nun elf bestätigte Fälle.

Coronavirus: Hygienemaßnahme

Empfehlung des deutschen Robert Koch Institutes

Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO

Ein Erklärvideo der Weltgesundheitsorganisation (in englischer Sprache)

Wash your hands frequently

Wash your hands frequently with soap and water or use an alcohol-based hand rub if your hands are not visibly dirty.

Why? Washing your hands with soap and water or using alcohol-based hand rub eliminates the virus if it is on your hands. 

Practice respiratory hygiene

When coughing and sneezing, cover mouth and nose with flexed elbow or tissue – discard tissue immediately into a closed bin and clean your hands with alcohol-based hand rub or soap and water.

Why? Covering your mouth and nose when coughing and sneezing prevent the spread of germs and viruses. If you sneeze or cough into your hands, you may contaminate objects or people that you touch.

Maintain social distancing

Maintain at least 1 metre (3 feet) distance between yourself and other people, particularly those who are coughing, sneezing and have a fever.

Why? When someone who is infected with a respiratory disease, like 2019-nCoV, coughs or sneezes they project small droplets containing the virus. If you are too close, you can breathe in the virus.

Avoid touching eyes, nose and mouth

Why? Hands touch many surfaces which can be contaminated with the virus. If you touch your eyes, nose or mouth with your contaminated hands, you can transfer the virus from the surface to yourself. 

If you have fever, cough and difficulty breathing, seek medical care early

Tell your health care provider if you have traveled in an area in China where 2019-nCoV has been reported, or if you have been in close contact with someone with who has traveled from China and has respiratory symptoms.

Why? Whenever you have fever, cough and difficulty breathing it’s important to seek medical attention promptly as this may be due to a respiratory infection or other serious condition. Respiratory symptoms with fever can have a range of causes, and depending on your personal travel history and circumstances, 2019-nCoV could be one of them.

If you have mild respiratory symptoms and no travel history to or within China

If you have mild respiratory symptoms and no travel history to or within China, carefully practice basic respiratory and hand hygiene and stay home until you are recovered, if possible.

As a general precaution, practice general hygiene measures when visiting live animal markets, wet markets or animal product markets

Ensure regular hand washing with soap and potable water after touching animals and animal products; avoid touching eyes, nose or mouth with hands; and avoid contact with sick animals or spoiled animal products. Strictly avoid any contact with other animals in the market (e.g., stray cats and dogs, rodents, birds, bats). Avoid contact with potentially contaminated animal waste or fluids on the soil or structures of shops and market facilities.

Avoid consumption of raw or undercooked animal products

Handle raw meat, milk or animal organs with care, to avoid cross-contamination with uncooked foods, as per good food safety practices.