Bad soll abgerissen werden: Wörgl kämpft für das Wave

Wörgl (Tirol, 9. Februar 2021) – Die beiden Loopings direkt an der westlichen Stadteinfahrt von Wörgl sind ein Markenzeichen. Das Wave, die Wörgler Wasserwelt, lockt seit Jahren Einheimische und Touristen in die Tiroler Stadt. Kein Wunder, denn das Wave bietet als einziges Bad in der gesamten Region Sport, Spaß und Spannung unter einem Dach. Dazu gehören eine eigene Schwimmhalle mit einem 25-Meter-Sportbecken, ein Wellenbad, die beiden Loopings für alle mutigen Rutschfans, mehrere Außenbecken und eine großzügige Saunalandschaft. Jetzt der Schock: Die Stadt Wörgl will das Bad schließen. Am 18. Februar soll der Stadtrat abstimmen. Doch in Wörgl regt sich mittlerweile heftiger Widerstand. Allein auf Facebook haben sich mehrere tausend Bürgerinnen und Bürger mobilisiert, um den Abriss noch zu verhindern. Das Motto: Das Wave braucht dich und Wörgl braucht das Wave. Mit einer Unterschriftenaktion soll jetzt eine Volksbefragung durchgesetzt werden. 

Ein Auslöser für die Abrisspläne ist die Corona-Pandemie. Seit Monaten ist das Wave geschlossen, wie alle anderen Sport- und Freizeitanlagen auch. Hinzu kommen anstehende Sanierungsmaßnahmen, die Bürgermeisterin Hedi Wechner auf 9 Millionen Euro beziffert. 

9 Millionen Euro klingt viel, aber bei einer Laufzeit von 20 Jahren wären dies weniger als 500.000 Euro pro Jahr bzw nur 35 (!) Euro pro Wörgler Einwohner. Noch nicht mitgerechnet sind dabei die Einnahmen durch die Besucher und mögliche Unterstützungen der Nachbargemeinden, schließlich ist das Wave in der Region konkurrenzlos. 

Die nächsten großen Hallenbäder befinden sich mit dem Atoll am Achensee und der Erlebnistherme im Zillertal über 35 Kilometer von Wörgl entfernt. Und während es im Atoll immerhin ein Sportbecken gibt, kann man in der Erlebnistherme Zillertal zwar plantschen, aber nicht richtig schwimmen.  

Eine der Organisatorinnen, die für das Wave kämpfen, ist Tanja Naschberger. Die Schwimmtrainerin: „Das Wave hat einfach alles. Viele Wörglerinnen und Wörgler haben hier schwimmen gelernt. Mit den Rutschen und dem Wellenbad bietet das Wave das perfekte Ambiente, um eine tolle Zeit mit der Familie zu verbringen. Und die Saunalandschaft ist der perfekte Ort, um abzuschalten und die körpereigenen Abwehrkräfte zu mobilisieren. Das Wave ist deshalb bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt. Solch eine Institution, die den Bürgerinnen und Bürgern sehr viel bedeutet, darf nicht einfach platt gemacht werden. Wir erwarten vom Wörgler Stadtrat, dass er sich ernsthaft mit dem Erhalt des Wave auseinandersetzt und ein nachhaltiges Finanzierungskonzept ausarbeitet. Immerhin hängen am Wave auch über 50 Arbeitsplätze.“

Mit diesem Plakat werben Wörglerinnen und Wörgler für den Erhalt des Wave

Auch auf der Facebook-Seite „Erhaltung des Wave Wörgler Wasserwelt“
(https://www.facebook.com/groups/1496620507393431/) äußern die Wörgler heftige Kritik an ihrer Stadtführung. Anbei einige Statements in Auszügen:

Dr. Elisabeth Schneider-Scherzer: „Ich bin maßlos enttäuscht, dass unsere Gemeindeführung offensichtlich weder willens noch fähig ist, das Wave für Wörgl zu erhalten. Das Wave ist eine der letzten Einrichtungen in Wörgl, die diese Stadt lebenswert machen. …

Sollte die Gemeindeführung nicht in der Lage sein, dieses Bad zu halten, wird Wörgl als Wohnort und ebenso für den Tourismus nochmal substanziell unattraktiver als es ohnehin schon ist: eine Stadt, in der offene Lagerhallen, Bodenversiegelung und Autoverkehr von der Gemeindeführung systematisch mehr Unterstützung bekommen als lebenswerter Wohn- und Freizeitraum“

Dr. Martin Sawires: „Das Wave ist nicht nur wichtiger Bestandteil vieler Begegnungen, sondern ermöglicht dem schwächsten Glied unserer Gesellschaft, unseren Kindern, mit Armen und Beinen sicher im Leben mit zu schwimmen. … Dem Kuratorium für Verkehrssicherheit aus dem Jahre 2019 zu Folge sind 8% der Österreicher Nichtschwimmer, das entspricht ca. 700.000 Menschen. Badeunfälle stellen demnach auch die zweithäufigste Ursache für tödliche Kinderunfälle dar. 

Politiker stehen angesichts dieser Tatsachen in der Pflicht, im Namen der Bevölkerung sich nicht nur um den Erhalt, sondern sogar um die Förderung solcher Strukturen zu kümmern.“

Dr. Edmund Bode: Ich setze mich aus zweierlei Gründen für den Erhalt des Waves ein: zum einen als Vater von vier Kindern, denn wir als Familie nutzen das Wave nicht nur, um unseren Kindern das Schwimmen beizubringen, sondern vor allem auch zur Freizeitgestaltung. Eine Freizeitgestaltung, die wir bequem mit dem Fahrrad erreichen können, bei der für alle – von der Kleinsten bis zur Ältesten- was dabei ist, und wo die Kinder ihre Freunde und Schulkameraden treffen können. Zum anderen als Facharzt für Innere Medizin, da bei der Behandlung von Herzkreislauferkrankungen sowie Diabetes -beides Haupttodesursachen bei Menschen über 60 Jahren- regelmäßiger Sport eine der wichtigsten Präventions – und Behandlungsmaßnahmen ist. Gerade das Schwimmen, weil es gelenkschonend ist und den gesamten Körper trainiert, ist eine bevorzugte Sportart, welche von allen Altersgruppen ausgeübt werden kann.“

Christian Engel: „Das WAVE muss erhalten bleiben! Ein ganzjähriges Schwimm- und Saunaangebot kann kein nicht (mehr) leistbarer Luxus sein. Schwimmen ist ein Grundbedürfnis in unserer Gesellschaft und das Element Wasser in jeder Beziehung eine Lebensnotwendigkeit. Das Freizeitangebot WAVE ist für uns und unserer Kinder (ich habe 3 davon), Lehrstätte, Trainings-, Erholungs- und Begegnungsort für Neugeborene (Babyschwimmen) bis zum Senior. Lebensnotwendig nicht nur für Wörgl, sondern auch für die umliegenden Gemeinden und den Tourismus – gesellschaftlich und infrastrukturell hoch relevant!“

Sabine Huys: „Geschätzte Politiker, die Bevölkerung des Tiroler Unterlandes braucht das WAVE !!! ,Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.‘  Erhaltet das WAVE für die Gesundheit der Bevölkerung!“