Wintersport-Lockdown: Ski-Weltrekordler schreibt an Söder

München (Bayern, 25.11.2020) – Er ist Mr. Ski-Weltrekord. Christian Flühr hat mittlerweile 13 Weltrekorde auf Skiern erzielt. Den ersten Weltrekord schaffte er im Dezember 2009, als er in Obertauern 68:23 Stunden nonstop Ski fuhr. Als begeisterter Skifahrer kann Flühr nicht nachvollziehen, warum Bayerns Ministerpräsident Markus Söder im Zuge der Corona-Pandemie einen Wintersport-Lockdown will und fordert, dass alle Skilife in den Alpen bis mindestens Anfang Januar geschlossen bleiben sollen. In einem offenen Brief, den ALPENmag dokumentiert, macht Christian Flühr seinem Ärger Luft.

Weltrekordler auf Skiern: Christian Flühr. Foto: privat

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Söder,

Lieber Markus Söder,

mit diesem offenen Brief wende ich mich an Sie in Sachen Ihres Vorschlags zur Schließung aller europäischen Skigebiete bis in den Januar hinein.

Woher nehmen Sie eigentlich diese tief verwurzelte Abneigung gegenüber vielen Millionen Skifahrern/Innen, die zum ganz überwiegenden Teil, wie Sie, die Gefahr von Corona/Covid-19 ernst nehmen. Damit spreche ich auch für den Großteil der Menschen imAlpenraum, von Südtirol bis Bayern, von Grenoble bis Wien.

Im letzten Winter, als das Virus über Europa hereinbrach, wusste keiner zu Anfang, was er zu tun hatte, auch nicht in Ischgl. Keiner hatte damals das Wissen, das wir heute über die Pandemie haben.

Innerhalb von kürzester Zeit wurden viele tausende Menschen aus den Hotspots wie Ischgl und alle anderen Destinationen nach Hause geschickt. Eine logistische Meisterleistung! Gerne können wir uns im Nachhinein darüber unterhalten, ob es noch schneller gehen hätte können.

Aber: Es war eine bittere Rechnung, die in den Alpen dafür bezahlt wurde. Touristiker und Bergbahnen haben verstanden, keiner will mit der Gesundheit der Menschen und Gäste spielen.

Es wird definitiv kein Apres-Ski in den Bergen im kommenden Winter geben. Es wird jeder Gast sein Zimmer oder seinen Skipass im Urlaub verlieren, der sich nicht an die Maßnahmen hält. Das ist vielleicht noch nicht offensiv genug kommuniziert worden. Kein Skigebiet wird mehr Bilder wie im Oktober zulassen.

Vielmehr haben die Betreiber von Skigebieten, Gastronomie und Hotellerie viel in den

vergangenen Monaten dazu gelernt. Schlüsse wurden gezogen und Konzepte, die

funktionieren, entwickelt. Ihnen ist vielleicht nicht klar, mit welchen Ideen an einer wirksamen Prävention im Bereich der Skigebiete und Hotellerie gearbeitet wird.

Gerne darf ich Sie einladen sich das Corona-Ranger Konzept der Oberstdorfer-Kleinwalsertaler Bergbahnen vor Ort sich anzuschauen oder in den Ort zu kommen, der Ihnen immer als Synonym für Corona über die Lippen geht, Ischgl. Dort nimmt man Corona zu 150% ernst: Es gibt Test-Stationen, eine Ischgl-App, ohne die es gar keinen Zutritt in Lokalen gibt, und rund um die Zubringerbahnen ein Abstandsradar.

Sie werden überall mit offenen Armen empfangen, gerne stelle ich auch den Kontakt in die Destinationen her, damit Sie mit eigenen Augen verstehen können, dass niemand Gesundheit der Menschen oder die Pandemie auf die leichte Schulter nimmt.

Ich spreche für Millionen Menschen im Alpenraum und weit darüber hinaus, die nur dem schönsten Sport der Welt nachgehen wollen. Standen Sie eigentlich schon einmal ganz oben in den Bergen auf Ski und haben erleben dürfen, wie schön und einzigartig das Winterwonderland ist? Dann verstehen Sie sofort, warum so viele Menschen Sturm laufen und es eine andere Lösung geben sollte!

Es grüßt Sie herzlich,

Ihr Christian Flühr.

13-facher Skiweltrekordhalter