Tiroler Immobilien-Mogul René Benko schluckt SportScheck

Wien/München (10. Februar 2020) – Wieder ein Coup für den Tiroler Immobilien-Mogul René Benko:  Das deutsche Bundeskartellamt hat heute den Erwerb der SportScheck GmbH, die ihren Sitz in Unterhaching bei München hat, durch die in Wien ansässige Signa Retail GmbH freigegeben. Signa Retail ist der Mutterkonzern der deutschen Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof.

Erst vor wenigen Tagen hatte SIGNA außerdem bekannt gegeben, dass das Unternehmen gemeinsam mit der Central Group in einem 50:50 Joint Venture die Schweizer Globus AG und acht dazu gehörende Immobilien an Top-Innenstadt-Standorten vom Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) übernimmt und damit als Gruppe zur führenden Betreiberin und Eigentümerin von Luxuswarenhäusern in Europa aufsteigt.

Andreas Mundt, Präsident des deutschen Bundeskartellamtes Foto: Bundeskartellamt

Andreas Mundt, Präsident des deutschen Bundeskartellamtes: „Durch die Übernahme entsteht der führende Anbieter im Sport-/Outdoor-Einzelhandel in Deutschland. Trotzdem ist das Vorhaben im Ergebnis wettbewerblich unbedenklich. Bundesweit liegen die gemeinsamen Marktanteile von Signa Retail und SportScheck in den relevanten Bereichen bei unter 15 Prozent. Selbst bei isolierter Betrachtung des rein stationären Handels kommen die Beteiligten in keiner Region auf über 30 Prozent Marktanteil. Das Online-Geschäft ist in diesem Bereich des Handels zudem sehr bedeutsam. Durch Online-Händler wie Amazon oder die Online-Shops der Hersteller wird ein wesentlicher Wettbewerbsdruck erzeugt.“

„Ich versuche, mit viel Engagement, mit einem motivierten Team und mit verlässlichen Partnern erfolgreich zu sein. Offenbar habe ich auch ein glückliches Händchen für Trends und richtige Zeitpunkte.“

René Benko, Gründer von SIGNA

Die von der Benko Privatstiftung kontrollierte Signa Retail ist mit Karstadt Sports, den Galeria Karstadt Kaufhof-Warenhäusern sowie mehreren spezialisierten Einzelhändlern wie z.B. der Tennis Point Group und der Outfitter-Gruppe im Einzelhandel mit Sport- und Outdoorartikeln tätig. SportScheck gehörte bisher zur Otto-Gruppe und ist mit 19 Standorten und einem Online-Shop ebenfalls ein bedeutender Einzelhändler in diesem Bereich.

Die gemeinsamen Marktanteile von Signa Retail und SportScheck liegen bundesweit unter Einbeziehung des Online-Handels in den Bereichen Sport/Outdoor-Bekleidung, -Schuhe und -Ausrüstung bei unter 15 Prozent. Neben Signa Retail wird es auch nach der Übernahme weitere große Sport-/Outdoor-Händler wie vor allem Decathlon und Amazon geben. Bedeutsam für den Wettbewerb in diesem Bereich sind unter anderem auch die Sportfachhändler, die den Einkaufsgemeinschaften Intersport und Sport 2000 angeschlossen sind und in der Summe mit Sport- und Outdoor-Artikeln jeweils deutlich höhere Gesamtumsätze als Signa Retail erzielen.

Im stationären Geschäft hat Signa Retail mit den Karstadt Sports- und Galeria-Filialen eine starke Marktposition, die durch die SportScheck-Filialen in einigen Regionen weiter ausgebaut wird. In Großstädten wie Berlin, München und Hamburg verfügen die Beteiligten gemeinsam über mehr als zehn Filialen. In diesen Städten ist jedoch auch eine Vielzahl von Wettbewerbern vertreten. Weiterhin besteht erheblicher Wettbewerbsdruck auf einzelne Sortimentsbereiche durch spezialisierte Fachhändler und die Einzelhandelsaktivitäten der großen Sportartikelhersteller. 

Die Ermittlungsergebnisse haben verdeutlicht, dass der Verhaltensspielraum von Signa Retail auch im stationären Vertrieb durch den Online-Wettbewerb beschränkt wird. Der Anteil des Online-Umsatzes am Gesamtumsatz der befragten Unternehmen liegt bei ca. 30 Prozent. Die reinen Online-Händler üben nach Auskunft der befragten Unternehmen erheblichen Wettbewerbsdruck auf den stationären Vertrieb aus. Über 90 Prozent der vom Bundeskartellamt befragten Sportartikelhändler mit Filialgeschäften nannten mindestens einen reinen Online-Händler unter den fünf engsten Wettbewerbern für das eigene Filialgeschäft.

SportScheck, das bislang zur Hamburger Otto-Gruppe gehörte, gilt seit einigen Jahren als Restrukturierungsfall. Selbst der 2013 mit großem Aufwand eröffnete Flagship-Store in München habe SportScheck nicht den erhofften Durchbruch gebracht. Im Gegenteil. 50 Millionen Euro Jahresumsatz erwartete man sich intern, so schrieb die Süddeutsche Zeitung vor Monaten, vom seinerzeit größten innerstädtischen Sporthaus in Europa. Firmenkreisen zufolge blieb das tatsächliche Geschäft deutlich hinter den Erwartungen zurück. Insgesamt gehören zu SportScheck 17 Filialen mit etwa 1300 Beschäftigten.

Hüter über den Wettbewerb: Das Bundeskartellamt in Bonn Foto: Bundeskartellamt

René Benko und die SIGNA

Das österreichische Unternehmen SIGNA, 1999 von René Benko gegründet, versteht sich als privat geführte Industriegruppe, die u.a. in den beiden Bereichen Retail und Real Estate tätig ist.

Seit dem Jahr 1999 hat der in Innsbruck geborene Benko eines der größten Immobilienunternehmen und eines der großen Handelsunternehmen Europas aufgebaut und nachhaltig geformt. SIGNA startete als kleine Immobilienentwicklungsfirma in einer kleinen Dachwohnung in Innsbruck. Zu Beginn lag der der Fokus auf dem Ausbau von Dachböden. René Benko erkannte bereits damals das Potenzial dieser ungenutzten und damals unterbewerteten Immobilien.

Ein TV-Portrait über René Benko

Die Entwicklung des architektonisch außergewöhnlichen Kaufhaus Tyrol zu einem der meist frequentierten Einkaufszentren Österreichs gilt als Gesellenstück des Unternehmens. Als Meisterstück kann die Neuerfindung des Wiener Innenstadtquartiers ­– das Goldene Quartier – mit der Ansiedlung von Flagshipstores der international wichtigsten Luxusbrands sowie des Park Hyatt Vienna inmitten einer neuen Fußgängerzone gesehen werden. Parallel dazu wurde weitere Standorte in München, Zürich, Luxemburg und Düsseldorf eröffnet. Weitere Meilensteine bildeten der Erwerb der 3 KaDeWe Häuser: das KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München und das Chrysler Building in New York.

Neben den Real Estate Aktivitäten konnte SIGNA im Retail Bereich aufsehenerregende Übernahmen von Galeria Karstadt Kaufhof bis hin zur KaDeWe Group durchführen. Ende 2018 wurde der erfolgreiche Zusammenschluss der Einzelhandelsaktivitäten von HBC Europe und Karstadt Warenhaus GmbH vollzogen. Dadurch entstand ein führender europäischer Omnichannel-Anbieter. Die SIGNA Retail Gruppe vereint mittlerweile unter ihrem Dach die fünf unabhängigen Handelsplattformen  SIGNA Premium, SIGNA Department Store Group, SIGNA Sports United, SIGNA Home & Lifestyle sowie die SIGNA Food & Restaurant. Jede dieser Plattformen nimmt dabei in ihrem Segment eine führende Marktposition im deutschen wie auch europäischen Einzelhandel ein. Im deutschen Sport- und Luxusgüterhandel sowie im Warenhausbereich zählt SIGNA Retail bereits heute mit Abstand zu den größten Handelsunternehmen Deutschlands und zu den „Top Five“ in Europa.

SIGNA REAL ESTATE

SIGNA Real Estate, entwickelt und managt ein umfassendes Portfolio an außergewöhnlichen Immobilienprojekten in der DACH-Region und in Italien. Das Unternehmen ist mit einem Gross Asset Value von 25 Mrd. EUR und einem zusätzlichen Development Volumen von über 12 Mrd. EUR einer der bedeutendsten Immobilieninvestoren in Europa.

SIGNA RETAIL

In SIGNA Retail werden mehrere Beteiligungen an Handelsunternehmen und Online-Händler (u. a. The KaDeWe Group, Galeria Karstadt Kaufhof, internetstores, MyBestBrands, etc.) gemanagt.

320 Standorte in besten Innenstadtlagen und rd. 100 Webshops in 17 Ländern tragen zum starken Wachstum der SIGNA Retail Gruppe in Europa bei. Der Fokus liegt auf der konsequenten Weiterentwicklung der Omni-Channel Strategien der einzelnen Handelsplattformen. Die SIGNA Retail Gruppe beschäftigt aktuell rund 45.000 Mitarbeiter und erzielt einen gruppenweiten Umsatz von rd. 7,5 Mrd. EUR jährlich.