Tirol verhängt Ausgangssperre – „Ausgangseinschränkungen“ in ganz Österreich

Innsbruck (Tirol) – #Dahoambleiben – mit sofortiger Wirkung gilt in Tirol eine Ausgangssperre und auch im Rest Österreichs wird die Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt (siehe Update unten). Die eigene Wohung darf nur noch in dringenden Ausnahmefällen, also zum Einkaufen oder zum Weg zur Arbeit, verlassen werden, hat Tirols Landeshauptmann Günther Platter am Sonntagvormittag bekanntgegeben. (Die Ansprache im O-Ton weiter unten).

Am Mittag hat dann Bundeskanzler Sebastian Kurz noch einmal die Maßnahmen auch für die anderen Regionen in Österreich verschärft und „Ausgangseinschränkungen“ verhängt (Update unten).

Bei Verstößen gegen die Quarantäneanweisungen drohen in allen europäischen Ländern hohe Geld- und teilweise sogar Haftstrafen

Bleibt bitte daheim
Der Appell von Landeshauptmann Günther Platter

Zuvor hatte bereits Bundeskanzler Sebastian Kurz dazu aufgerufen, daheim zu bleiben und alle sozialen Kontakte weitestgehend zu vermeiden.

In ganz Österreich gelten jetzt folgende Einschränkungen:

  • Spielplätze und Sportplätze werden geschlossen.
  • Restaurants, Lokale und Gasthäuser werden ab Dienstag komplett schließen

    Bereits bekanntgegeben wurde die Schließung für
  • Schuh- und Textilgeschäfte
  • Buchhandel
  • Elektrogeschäfte
  • Sportartikelhändler
  • Baumärkte
  • Friseure
  • Fußpflege
  • Fitnessstudios
  • Opernhäuser, Theater, Museen
  • die meisten Kinos
  • Universitäten und Hochschulen
  • Büchereien und Bibliotheken
  • Schulen (gestaffelt)
  • Für alle Polizistinnen und Polizisten gilt eine Urlaubssperre
  • Um die Polizei unterstützen zu können, ruft das Bundesheer Reservisten ein. Wehrdienstleistende, die in den nächsten Wochen ausscheiden würden, müssen ihren Dienst verlängern
  • Die Wintersaison in Tirol, Vorarlberg, Salzburg und Steiermark ist mit heute, Sonntag, beendet
  • In Tirol, Vorarlberg und Salzburg werden mit der Abreise der letzten Gäste am Montag alle Hotels geschlossen
  • Ausländische Touristen dürfen das Land verlassen, allerdings nur auf direktem Weg und ohne Anzuhalten.
  • Nachdem das deutsche Robert Koch-Institut am Freitagabend auch Tirol zum Risikogebiet erklärt hat, sollen sich deutsche Wintersporter nach ihrer Rückkehr in eine zweiwöchige Quarantäne begeben
  • Ausländische Urlaubsrückkehrer aus den Quarantänegebieten Paznauntal (Tirol) mit Ischgl, See, Kappl und Galtür und St. Anton am Arlberg sowie aus Heiligenblut in Kärnten werden den jeweiligen Gesundheitsbehörden gemeldet, damit sie sich in ihrer Heimat in Quarantäne begeben.

Landeshauptmann Günther Platter Foto: Land Tirol

Die Ansprache von Landeshauptmann Günther Platter im O-Ton:

Liebe Tirolerinnen und Tiroler,

Tirol befindet sich aktuell in der schwierigsten Situation, die wir in der Nachkriegszeit je hatten. Als Tiroler Landeshauptmann ist es meine Aufgabe, mit aller Kraft und Konsequenz zu verhindern, dass wir Verhältnisse wie in Teilen Italiens bekommen. Tirol war immer ein freiheitsliebendes Land und wir haben dann zusammengehalten, wenn es notwendig war. Das ist auch jetzt notwendig. Tirol schützt sich selbst.

Liebe Tirolerinnen und Tiroler, wir werden nun Maßnahmen ergreifen, um uns alle gegenseitig zu schützen. 

Damit sich dieses Virus nicht weiter ausbreitet und wir so rasch als möglich wieder so in dem Land leben können, wie wir unser Land lieben. Daher verordnet das Land Tirol eine Verkehrsbeschränkung: 

• Prinzipiell wird eine Verkehrsbeschränkung aller Personen vorgenommen, die sich im Land Tirol aufhalten. 

• Ohne einen triftigen Grund darf niemand seine Wohnung verlassen. 

• Es gibt aber einige Ausnahmen. Die Ausnahmen sind: Beruflich notwendige Gründe, medizinische Versorgung, Versorgung der Grundbedürfnisse, Rückkehr zum eigenen Wohnort und wenn es berechtigte Gründe zum Verlassen des Landes gibt. Die Menschen dürfen nur noch in Ausnahmefällen das eigene Haus verlassen. Es ist aber erlaubt, einkaufen zu gehen, Besorgungen bei der Apotheke zu machen, Geld vom Geldautomaten abzuheben, zum Arzt zu gehen oder den Hund auszuführen. 

• Der Weg zum Arbeitsplatz und zurück nach Hause ist erlaubt. Allerdings sind die Menschen angehalten, nach Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten. Besuche bei Älteren und Minderjährigen, körperlich geschwächten Personen und Behinderten sind jedoch erlaubt. 

• Weiters darf man Besorgungen und Erledigungen für jene Menschen machen, die die Wohnung nicht verlassen können oder aufgrund ihres hohen Alters nicht mehr verlassen sollen. 

• Die Exekutive darf Menschen und Autos anhalten und kontrollieren, damit die neuen Maßnahmen auch eingehalten werden.

• Diese Maßnahme gilt vorerst für 1 Woche und tritt mit Aushang der Verordnung heute in Kraft. 

Ich weiß, ich verlange sehr viel von Ihnen: Aber es ist notwendig. 

• Notwendig, damit Sie sich selbst schützen. 

• Notwendig, damit Sie andere schützen. 

• Und aber auch notwendig, damit wir unser Land, bald wieder zurück in die Normalität führen. Die internationale Erfahrung zeigt uns, dass es nur möglich ist dieses Virus einzudämmen, wenn wir uns alle extrem einschränken. 

Die Tirolerinnen und Tiroler können weiterhin ihren Beruf ausüben, weshalb unter anderem auch die Versorgungssicherheit unseres Landes gewährleistet bleibt. Das garantiere ich Ihnen. Ich danke in diesem Zusammenhang auch allen, die in den letzten Tagen Übermenschliches geleistet haben und leisten: 

• Den Ärztinnen und Ärzten 

• Dem Pflegepersonal 

• Den Apothekerinnen und Apothekern 

• Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Lebensmittelhandel 

• All jenen, die die Grundversorgung garantieren wie etwa Fahrer von Lebensmitteltransporten und Mitarbeiter der Post 

• Allen Exekutivorganen, Blaulichtorganisationen und Mitarbeitern der Krisenstäbe 

• Insbesondere danke ich auch der österreichischen Bundesregierung und Bundeskanzler Sebastian Kurz für die sehr gute Zusammenarbeit und dass sie alles unternehmen, um das Virus einzudämmen. Mir ist es wichtig, dass in einer so außergewöhnlichen Situation ein psychosozialer Dienst eingerichtet wird, der für Ihre persönlichen Sorgen da ist und wenn Sie einsam sind, jemanden zum Reden haben. 

Liebe Tirolerinnen und Tiroler, Ich spüre, Sie alle halten in dieser schwierigen Zeit zusammen und verstehen, dass diese Maßnahmen notwendig sind, um uns selbst zu schützen. Nur so kann es uns gelingen, dass die Zeit rasch wiederkommt, die wir uns wünschen. 

Ich bin auch beeindruckt und gerührt, wenn ich tagtäglich Geschichten höre, wie Sie sich gegenseitige Hilfe anbieten und ältere oder kranke Personen unterstützen. 

Ich bin einfach unglaublich stolz auf Sie. Jetzt heißt’s dahoam bleiben, wir packen‘s.

Update: Österreichweite Ausgangsbeschränkung

In Tirol gilt eine Ausgangssperre, im Rest von Österreich eine „Ausgangsbeschränkung“. Ab sofort darf die Wohnung nur nch aus folgenden Gründen verlassen werden:

  • zum Arbeiten, wenn die Tätigkeit nicht aufschiebbar ist oder nicht in Homeoffice erfolgen kann,
  • für dringend notwendige Besorgungen, zum Beispiel von Lebensmitteln oder Medikamenten
  • oder zur Unterstützung von hilfsbedürftigen Menschen

Außerdem darf man in Ausnahmefälle die Wohnung für Spaziergänge oder um den Hund Gassi zu führen verlassen, allerdings nur alleine oder mit Personen, mit denen man zusammenlebt.

Strafen bei Zuwiderhandeln

Werden Personen von der Polizei alleine angetroffen, gibt es laut Auskunft aus dem Kanzleramt keine Maßnahmen. Werden Gruppen angetroffen, werden diese darauf hingewiesen, „dass sie sich auflösen sollen“, hieß es im Kanzleramt. Dies soll auch schon am Sonntag erfolgen.

Ab Montag drohen dann bei Zuwiderhandeln Verwaltungsstrafen in Höhe von bis zu 2.180 Euro. Strafen sind auch möglich, wenn man die Platzverbote – etwa für Spielplätze – missachtet: Hier ist mit Verwaltungsstrafen in Höhe von bis zu 3.600 Euro zu rechnen. Die Regierung appelliert aber an die „Vernunft und Eigenverantwortung“, wie es hieß.