Imster Schemenlauf: Die Roller und Schneller sind los

Imst (Tirol. 4. Februar 2020) – Es ist der schönste Fastnachtsbrauch in den Alpen: Der Imster Schemenlauf . Als erstes Kulturgut Österreichs wurde das jahrhundertealte Spektakel 2012 in die weltweite repräsentative Liste des immateriellen Kulturgutes der Menschheit der UNESCO aufgenommen. Der Imster Schemenlauf, der nur alle vier Jahre stattfindet, wird am Sonntag, 9. Februar 2020, wieder Einheimische und Touristen in den Bann ziehen.

Alle vier Jahre gegen Winterende befindet sich die Stadt Imst im Tiroler Oberland im Ausnahmezustand: Über 900 Männer zelebrieren am vorletzten Sonntag der Fasnachtszeit das traditionsreiche Schemenlaufen, einen archaischen, farbenprächtigen und klanggewaltigen Fasnachtsbrauch, der seit Jahrhunderten in vielerlei Hinsicht seinesgleichen sucht. Seit wann es den Imster Schemenlauf gibt, ist unbekannt. Die ältesten bekannten Dokumente sind aus den Jahren 1597 und 1610. Man darf davon ausgehen, dass das Brauchtum deutlich weiter zurückreicht. 

Ein Kulturereignis: Der Imster Schemenlauf Foto: Imst Tourismus/Franz Oss

Die zentralen Gestalten des Imster Schemenlaufens sind Roller und Scheller: Der jugendliche Roller tänzelt während des „Gangls“ dem Scheller mit seinem imposanten Schnurrbart voraus.

Die Ordnungsmasken Sackner, Spritzer und Kübelemajen, denen man nicht im Weg stehen sollte, ebnen den beiden Hauptmasken den Weg durch die Menschenmenge. Dem Aufzug der beiden vornehmsten Figuren des Schemenlaufens folgt eine Vielzahl weiterer Figuren. Am Tag nach dem Schemenlaufen, am „Fasnachtsmontag“, ziehen  alle Teilnehmer noch einmal durch die Stadt. Kostümiert, aber ohne Masken. So findet das noble Treiben vom Vortag eine etwas ungezügelte Fortsetzung.

Der Imster Schemenlauf findet nur alle vier Jahre statt Foto: Imst Tourismus/Franz Özz

Das Programm des Imster Schemenlaufs am Sonntag, 9. Februar 2020

  • Der Tag des Schemenlaufens beginnt frühmorgens um 6.30 Uhr mit der Fasnachtsmesse zum Gedenken an die verstorbenen Fasnachtler. Im darauffolgenden Figatter wird in einer Art theatralischen Schauspiels von einigen Maskierten ein  Missgeschick eines Imsters auf launige Art zur Aufführung gebracht, sehr zur Erheiterung des in Scharen herbeiströmenden Publikums.
  • Danach werden manche unter den Fasnachtlern buchstäblich in ihre Kostümierung eingenäht. Der Aufzug der Maskierten, die ab 9.30 Uhr vormittags einzeln oder gruppenweise, manchmal auch mit eigens errichteten kleinen Gefährten, den Aufzugwagelen, den Weg von der Unterstadt in die Oberstadt bis zum Gasthof Hirschen beschreiten, ist seit jeher ein beliebtes Photomotiv.
  • Nach dem Aufzug warten die Teilnehmer ungeduldig auf das Zwölfuhrläuten der Imster Pfarrkirche, welches den Beginn des Umzuges in umgekehrter Richtung markiert. Von den Rollern und Schellern und den Laggepaarlen wird der erste Kroas (Kreis) gebildet, Ordnungsmasken schützen diesen nach Kräften. Hexen tanzen zu den wohlbekannten Weisen der kleinen Hexenmusikanten, Bären und Bärentreiber legen sich ebenso ins Zeug wie die kühnen kletternden Kaminer. Der Deklamator der Labara agiert souverän vor seiner Leinwand und die ganze Labara-Gruppe überzeugt durch ihre Gesangsdarbietung. Vogelhändler und Korbweible durchschreiten das Geschehen, die Rofn-Kathl wird lautstark an den Mann gebracht. Auf dem Weg in Richtung Unterstadt wird ein Kroas nach dem anderen gebildet. Roller und Scheller machen ihren bekannten Kreistanz und machen sich daran, Bekannte aus dem Publikum mit einem Gangle einzuführen. Die Betreffenden bedanken sich für diese große Ehrenbezeugung mit einem Obolus. Ist man am Stadtplatz in der Unterstadt angelangt, formiert man sich zu einem letzten, fulminanten Kreis, dem Schlusskroas. Noch einmal gibt ein jeder Maskierte alles, obwohl die Müdigkeit einen schon lange übermannt hat und es überall zwickt und wehtut. Es ist die Stunde der großen Emotionen – denn wer weiß, was in vier Jahren sein wird …
  • Vor dem Betläuten um 18 Uhr müssen nämlich die Larven abgenommen und dürfen nicht wieder aufgesetzt werden, so weiß es der Volksmund.