Hohe Auszeichnung: Leukämie-Forscher erhält EHA-José Carreras Award

München (Bayern, 24. Juni 2019) – Die Diagnose chronisch lymphatische Leukämie (CLL) bedeutete noch vor Jahrzehnten für die meisten Patienten das Todesurteil: Doch die Forschung hat enorme Fortschritte gemacht – auch Dank der in München ansässigen José Carreras Leukämie-Stiftung, die seit über zwei Jahrzehnten Wissenschaftsprojekte fördert und in diesem Jahr dafür von der Deutschen Universitätsstiftung und dem Stifterverband als „Wissenschaftsstiftung des Jahres“ ausgezeichnet worden ist.

Einen weiteren Forschungserfolg in der Behandlung von chronisch lymphatischer Leukämie hat jetzt Prof. Dr. Michael Hallek erzielt. Der Direktor der Klinik I für Innere Medizin der Universitätsklinik Köln und Direktor des Centrums für Integrierte Onkologie in Köln und Bonn ist es gelungen, eine chemotherapiefreie Kombinationstherapie zu entwickeln. Auf der von über 12.000 Teilnehmern besuchten 24. Jahrestagung der  European Hematology Association (EHA) in Amsterdam (Niederlande) ist Prof. Hallek dafür mit dem EHA-José Carreras Award gewürdigt worden.  Der EHA-José Carreras Award wird seit 1999 verliehen, um führende und aktive Forscher in der hämatologischen Forschung zu ehren, die einen großen Beitrag zur Hämatologie geleistet haben.

Prof. Hallek forscht seit über 30 Jahren nach einer geeigneten Therapie bei einer CLL und gehört seit über 10 Jahren dem Wissenschaftlichen Beirat der José Carreras Leukämie-Stiftung an.  

Nach der Überreichung des EHA-José Carreras Awards hielt Prof. Michael Hallek auf dem europäischen Hämatologie-Kongress die Lecture in der Eröffnungsveranstaltung, um seine Forschungsergebnisse auch den europäischen Experten vorzustellen. Ein paar Tage zuvor hatte Prof. Hallek seine Studie auf dem weltweit größten Krebskongress in Chicago präsentiert.

Prof. Dr. Michael Hallek wurde für seine Forschungserfolge bei der Behandlung von chronisch lymphatischer Leukämie mit dem EHA-José Carreras Award ausgezeichnet Foto: José Carreras Leukämie-Stiftung

Prof. Dr. Michael Hallek: „Patienten, die nie wegen ihrer CLL behandelt wurden, mussten sich bei der Erstbehandlung weitgehend auf eine Chemotherapie verlassen. Die Zulassung der Venetoclax-Kombination bedeutet, dass Patienten mit bisher unbehandelter CLL und schwerwiegenden Begleiterkrankungen nun eine zeitlich begrenzte und chemotherapiefreie Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung steht, die es ermöglicht, tiefe molekulare Remissionen zu erzielen. Patienten leben länger ohne Krankheitsrückfall und können die Therapie innerhalb von zwölf Monaten abschließen. Dies ist ein enormer Fortschritt für diese Patienten.“ 

Das Ergebnis dieser Forschung wurde jetzt in der angesehensten medizinischen Fachzeitschrift veröffentlicht: dem New England Journal of Medicine. Laut Prof. Hallek, der auch geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) ist, ist die internationale Fachwelt begeistert. Die neue Kombinationstherapie wird die ärztliche Praxis unmittelbar verändern.

„Das heißt: Morgen ist in den USA die Behandlung dieser Leukämie mit dieser Kombination der Standard. Wir werden das in Deutschland genauso handhaben“, kündigt Prof. Hallek an.

CLL ist die häufigste Form von Blutkrebs. Bis vor wenigen Jahrzehnten bedeutete die Diagnose für die meisten Patienten das Todesurteil. „In Zukunft könnte es für viele Kranke gute Chancen auf Heilung geben“, erklärt Prof. Hallek. Demnach sprechen nach zwei Jahren Therapie mehr als 88 Prozent der Patienten auf eine Kombination von zwei Medikamenten an – ohne begleitende Chemotherapie.

Das Prinzip der neuen Therapie: Patienten werden mit einem Antikörper behandelt, das direkt an CD20, einem Oberflächenmolekül der Krebszelle, andockt. Hierdurch wird ein „Selbstmordmechanismus“ der Krebszelle ausgelöst. Das allein reicht jedoch nicht, weil die Krebszelle mithilfe des Proteins BCL2 die Selbstzerstörung abwenden kann. Daher wird ein weiteres Medikament für die Therapie genutzt, das BCL2 hemmt. In den meisten Fällen sollen die Krebszellen durch die Kombination der beiden Medikamente zerstört werden. Eine Chemotherapie mit starken Nebenwirkungen ist dann nicht mehr nötig.