Das Bistum Chur sucht einen Exorzisten

Chur ( Graubünden, 19. Februar 2020) – Überraschend ist einer der bekanntesten Exorzisten Europas, der Schweizer Christoph Casetti, am 9. Februar 2020 im Alter von 76 Jahren verstorben. Jetzt sucht das Bistum Chur einen Nachfolger als Exorzisten. 

Auch wenn Kinofilme und Geschichtsbücher ein verzerrtes Bild von Teufelsaustreibungen zeichnen, ist der Exorzismus für viele Gläubige heute noch Realität. In der Schweiz verzeichnen die Kirchen in den letzten Jahren sogar eine gestiegene Nachfrage nach Exorzisten. Laut SRF suchen allein in der Schweiz pro Jahr rund 1.300 Menschen Hilfe bei Teufelsaustreibern.

Das Bistum Chur, wo Christoph Casetti viele Jahre wirkte, gilt als „Eldorado des Exorzismus“. Regelmäßig sollen dort große Exorzismen durchgeführt worden sein. 

Das Ritual ist ausgewählten Priestern vorbehalten und muss vom Diözesanbischof genehmigt werden. Das eigentlich vorgeschriebene ärztliche Attest, wonach keine psychische Erkrankung vorliegt, wurde aber wohl nicht in jedem Fall verlangt, wie Christoph Casetti einmal in einem Interview mit der katholischen Tagespost selbst eingeräumt hat. „Wenn Menschen zu mir kommen, die schon durch die ganze psychiatrische Mühle durch sind, bei Psychiatern und in Kliniken waren und nichts geholfen hat, kann ich sagen, die sind therapieresistent – oder es ist doch etwas anderes. Ich fange dann mit einfachen Befreiungs- und Heilungsgebeten an und beobachte, wie es den Menschen damit geht. Mit der Zeit wächst dann die Erkenntnis und unter Umständen sage ich dann, jetzt bete ich einen Großen Exorzismus.“ 

Christoph Casetti in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen SRF

Auch Papst Franziskus hat den Einsatz von Exorzisten als unverzichtbar bezeichnet. Zur Beichte erschienen bisweilen Menschen mit „spirituellen Störungen“. Sofern diese nicht, wie in den meisten Fällen, psychische Ursachen hätten, dürften Seelsorger „nicht zögern, sich an diejenigen zu wenden, die in den Bistümern mit diesem sensiblen und notwendigen Dienst betraut sind, also die Exorzisten“, wurde Papst Franziskus 2017 in einer Medienmitteilung des Vatikans zitiert, auf die das Bistum Chur jetzt verweist.

Der Papst betonte demnach, zur Beurteilung vermeintlicher „spiritueller Störungen“ müssten Priester Psychologen und Mediziner zu Rate ziehen. Nötig sei auch eine Berücksichtigung der „existenziellen, kirchlichen, natürlichen und übernatürlichen Umstände“. Konkrete Beispiele nannte der Papst nicht. Zu den Exorzisten sagte Franziskus, diese müssten „sehr sorgfältig und mit viel Klugheit ausgewählt werden“. 

Christoph Casetti

Christoph Casetti studierte Phliosophie in Rom und Paris sowie Theologie in Münster/ Westfalen. Er empfing 1974 die Priesterweihe im Bistum Chur. Nach Seelsorgediensten als Vikar wurde er 1982 Bischofsvikar. 1992 wurde er Mitglied des Residentialkapitels und seit 2002 war er Mitglied des Internationalen Rates für Katechese der Kleruskongregation in Rom. 2003 wurde er zum Domkustos der Kathedrale St. Maria Himmelfahrt in Chur berufen. Seit 2012 war er Dompropst des Bistums Chur und diente auch als Exorzist des Bistums Chur. Sein „Familienkatechismus“ wurde in die tschechische, slowenische, kroatische und in die Hindu-Sprache übersetzt.

TV-Interview mit Christoph Casetti im SRF

https://www.srf.ch/play/tv/kultur-webvideos/video/christoph-casetti-ueber-den-grossen-exorzismus-?id=e13157e6-61aa-4131-adba-c3bb4694633c&startTime=75.950201815