Bös, böser, Mikl-Leitner?
St. Pölten (Niederösterreich, 20. Dezember 2023) – Auf diesen Titel hätte die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sicher gerne verzichtet. „Der Falter“, eine in Wien erscheinende linksliberale Wochenzeitung, hat in der aktuellen Ausgabe „100 böse Österreicher:innen“ aufgelistet, die nach Meinung der Redaktion die ÖVP-Politikerin anführt.
Immerhin: Es ist nicht der erste Negativ-Preis. So wurde die frühere Innenministerin, die für strengere Regeln zum Erhalt der Staatsbürgerschaft und für einen harten Kurs im Kampf gegen illegale Einwanderung eintritt, bereits 2011 und 2015 mit dem Big Brother Award „gewürdigt“. Im Freistaat Bayern bekam die Österreicherin dagegen echte Wertschätzung. 2018 zeichnete Bayerns Innenminister Joachim Herrmann Mikl-Leitner mit der Bayerischen Staatsmedaille „Stern der Sicherheit“ aus und betonte in seiner Laudatio die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Niederösterreich: „Johanna Mikl-Leitner hat sich über viele Jahre hinweg hochengagiert für die Innere Sicherheit und eine erfolgreiche grenzüberschreitende Kooperation unserer Sicherheitsbehörden eingesetzt. Diese gute nachbarschaftliche Zusammenarbeit ist ein großartiger Beleg für die gelebte bayerisch-österreichische Freundschaft.“
Erst im Sommer hatte Mikl-Leitner dagegen für Empörung gesorgt, als sie in einen Gastkommentar im Standard von der „normal denkende Mitte der Gesellschaft “ schrieb – was Vizekanzler Werner Kogler (Die Grünen) als „präfaschistoid“ bezeichnete.
Warum Mikl-Leitner „die böseste Österreicherin“ sein soll, begründet die Falter-Redaktion damit, dass in ihrer Regierung neben vier Vertretern der ÖVP und zwei Vertretern der SPÖ auch drei Vertreter der FPÖ sitzen. „Die Landeshauptfrau Niederösterreichs holt dieselben Rechtsextremen in die Landesregierung, von denen sie monatelang verhöhnt wurde. Gemeinsam mit den Freiheitlichen errichtet sie eine Festung Niederösterreich, in der das Diktat der Normaldenkenden, Genderverbot und Schnitzel-Scharia gelten“.
Bei der Wahl zur „bösesten Österreicherin“ könnte es sich auch um ein journalistisches Revanchefoul handeln. Im Juli hatte der niederösterreichische ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner den Chefredakteur des „Falter“, Florian Klenk, wegen dessen politischer Einstellung scharf kritisiert. Klenk hatte in einem Zeitungs-Interview erklärt, er würde sich als „linksliberal“ einordnen. Ebner konterte, dass Klenk dadurch „zwangsläufig“ ein „Gesinnungsjournalist“ sei und schrieb: „Dr. Florian Klenk ist damit politischer Akteur und so zu behandeln, der ‚Falter‘ kann nicht mehr mit Qualitätsjournalismus in Verbindung gebracht werden.“
Auf den weiteren Plätzen diese Negativ-Rankings folgen übrigens René Benko („Mieser Makler“), Sebastian Kurz („Jungaltkanzler“), Alfred Gusenbauer („Ehemaliger Sozialdemokrat“) und Herbert Kickl („Volxkanzler“ – was kein Tippfehler ist, wie der Falter erklärt: „Als sichtbares Zeichen seines Größenwahns trägt er ein X-Large-Gebiss.“