„Verbände sind kein Selbstzweck, sondern sind Dienstleister für ihre Mitglieder“

München (Oberbayern, 15. November 2020) – Eine besondere Wahl in besonderen Zeiten: Auf einer virtuellen Hauptversammlung wählt der Bayerische Segler-Verband am 27. November seinen neuen Vorstand. Der bisherige Vorsitzende Dietmar Reeh tritt dabei erneut an.

Auszug aus der Kandidatenvorstellung Quelle: bayernsail.de

Herr Reeh, warum kandidieren Sie in diesen auch für den Sport nicht gerade einfachen Zeiten?

Dietmar Reeh: „Gerade weil wir als Gesellschaft vor historischen Herausforderungen stehen, entziehe ich mich nicht der Verantwortung. Mir ist bewusst, dass die kommenden Monate auch für den Segelsport sehr fordernd werden, deshalb trete ich nicht allein, sondern als Team an. Nur gemeinsam können wir diese schwierige Lage meistern. Entscheidend ist es, dass wir eine Crew an Bord haben, die über viel Erfahrung und eine hohe Reputation verfügt. Wir werden auch im Vorfeld der nächsten Saison harte Verhandlungen mit der Politik führen müssen, um den Segelsport zu ermöglichen. Grundvoraussetzung ist, dass uns die Politik vertraut, dass wir Zusagen, die wir machen, auch einhalten, dass wir wissen, wovon wir reden.“

Wer gehört zu Ihrem Team?

Dietmar Reeh: Die Kandidaten als stellvertretende Vorsitzende sind Christian Spöhrer vom Bayerischen Yacht-Club und Jürgen Jentsch vom Segelclub Füssen Forggensee. Die beiden engagieren sich seit vielen Jahren auf unterschiedlichen Positionen erfolgreich für den Segelsport. Außerdem haben wir noch namhafte Beiräte und Obleute, die uns in bestimmten Themenfeldern unterstützen und aus allen Regionen Bayerns kommen. Wir sind damit als Team optimal aufgestellt, um diesen Sturm gut zu überstehen. 

Abgesehen von Corona, was sind Ihre Themen?

Dietmar Reeh: Jugend und Breitensport, Gemeinnützigkeit und Umweltschutz. Ohne diese drei Eckpfeiler würde der Segelsport seine Akzeptanz in der Gesellschaft verlieren. Dass wir Seglerinnen und Segler die bayerischen Seen für unseren Sport nutzen können, ist keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen der Öffentlichkeit immer wieder zeigen, dass wir damit verantwortlich umgehen. Und ohne den Breitensport, die Jugendarbeit und die vielen Ehrenamtler wäre Spitzensport nicht möglich.

Kandidieren als Vize-Vorsitzende: Christian Spöhrer und Jürgen Jentsch Quelle: bayernsail.de

Was wird der Schwerpunkt für die kommenden Jahre?

Dietmar Reeh: Wir wollen den Leistungssport besser organisieren und allen Talenten die Möglichkeit zur Weiterentwicklung geben. Hierzu richten wir an jedem größeren See Stützpunkte ein, sodass die alle Jugendbootsklassen hier vertreten sind. Erster Stützpunkt war der Diessner-Segel-Club e.V., aber auch kleinere Seen wie der Tegernsee finden bei der Wahl von Stützpunkten Berücksichtigung.  In den kleineren Clubs hat sicherlich der Breitensport und die zwanglose Freude am Segeln sein Zuhause. Und das ist für uns zukünftig sehr wichtig, dem breiten Publikum den Segelsport zu ermöglichen. Auch hier gibt es schon das erste Breitensportzentrum im Segel Club Würmsee. Hier sollen die Scheine und das Basiswissen zum Segeln vermittelt werden. Flächendeckend werden wir die Stützpunkte und die Breitensportzentren erweitern also auch in Franken, dem Allgäu. Auch moderne Segelsportarten, wie das Kiten finden Berücksichtigung z.B in Mittelfranken.  An den Stützpunkten können alle Clubs ihre jeweiligen Segler zum Training schicken, wobei der Bayerische Segler-Verband teilweise die Kosten übernimmt. Wir werden außerdem das Training unserer Kaderseglerinnen und –segler verbessern und haben hierfür erfolgreiche Trainer verpflichtet. Den Auftakt machen die 49er mit einem Stützpunkt beim Bayerischen Yacht-Club und einem eigenen Trainer. Für 2021 haben wir bereits einen international erfolgreichen Opti-Trainer für unsere jüngsten Talente verpflichtet. Statt eines Vollzeit-Landestrainers, für den auch ein entsprechendes Budget bereitgestellt werden muss, berät uns ein neuer Ausschuss Nachwuchsleistungssport mit erfolgreichen und erfahrenen Regattaseglern. Wir werden darauf in der Kandidatenpräsentation eingehen.

Sie kandidieren zum zweiten Mal. Wie sieht Ihre persönliche Bilanz der ersten Amtszeit aus?

Dietmar Reeh: Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, was nicht unbedingt jede Seglerin oder jeder Segler sofort sieht, was aber nachhaltig für die Zukunft des Segelsports in Bayern ist. Mein Team und ich verstehen den Bayerischen Segler-Verband als Serviceorganisation für die Vereine. Wir treten als Bayerischer Segler-Verband dort auf, wo ein einzelner Verein überfordert wäre, zum Beispiel, wenn Einschränkungen durch die Politik drohen. Wir haben deshalb unsere Geschäftsstelle und unsere internen Abläufe neu strukturiert. Ein wichtiges Anliegen ist es mir, dem Segelsport mehr Gewicht zu geben. Deshalb müssen wir unsere Jugendarbeit ausbauen und unsere Talente noch besser fördern. Wir wollen, dass bayerische Seglerinnen und Segler bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften vorne mit dabei sein und die Medien mehr über unseren schönen Sport berichten. Und wir haben den Kontakt zu den Entscheidungsträgern außerhalb des Segelsports intensiviert. Nur als ein Beispiel: Unsere Veranstaltung mit Bayerns Sportminister Joachim Herrmann auf der Münchner Messe Free war ein großer Erfolg.  Doch damit nicht genug: Damals hat noch niemand von Corona gesprochen, aber als ein paar Wochen später die ersten Einschränkungen auch auf unseren Sport zu kamen, hatten wir Ansprechpartner im Ministerium und konnten so für alle Seglerinnen und Segler sehr schnell sinnvolle Lösungen vorschlagen, die dann auch Gehör fanden.

Vor Ihrer Zeit als Vorsitzender des Bayerischen Segler-Verbandes waren Sie Vize-Präsident des Deutschen Segler-Verbandes. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?

Dietmar Reeh: Wir haben damals im Präsidium des DSV einen Reformprozess eingeleitet, der überfällig war. Verbände sind kein Selbstzweck, sondern sind Dienstleister für ihre Mitglieder. Die Kontakte zu den Vorsitzenden der anderen Landesseglerverbänden und natürlich zum aktuellen Präsidium des Deutschen Segler-Verbandes sind hervorragend. Das hilft natürlich gerade in schwierigen Zeiten, gemeinsam Lösungen zu finden. Als Seglerinnen und Segler sitzen wir schließlich alle in einem Boot.“