Charlotte Knobloch eröffnet Oskar-Schindler-Ausstellung

München (Bayern, 9. Juni 2024) – Es sei „die herausragendste Ausstellung über die Taten und menschlichen Erfolge“ von Oskar Schindler, hat Charlotte Knoblock in das Gästebuch geschrieben. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Ehrenbürgerin von München und Trägerin des Europäischen Karls-Preises der Sudetendeutschen Landsmannschaft hat am Donnerstag die Sonderausstellung zum 50. Todestages des sudetendeutschen Menschenretters eröffnet. 

Tief bewegt liest Charlotte Knobloch die Namen auf der Schindler-Liste. Rechts: Dr. Raimund Paleczek, der die Sonderausstellung gemeinsam mit Eva Haupt kuratiert hat. 

Vor der zweistündigen Festveranstaltung im vollbesetzten Adalbert-Stifter-Saal des Sudetendeutschen Hauses hatte sich Charlotte Knobloch viel Zeit genommen, um sich die Sonderausstellung von Chef-Kurator Dr. Raimund Paleczek zeigen zu lassen. In einem abgedunkelten Extraraum wird erstmals öffentlich eine Liste von KZ-Häftlingen gezeigt, die ebenfalls von Oskar und Emilie Schindler gerettet wurden.

Die Sonderausstellung in der Alfred-Kubin-Galerie des Sudetendeutsche Hauses läuft bis zum 26. Oktober und ist dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. 

Außerdem bietet das Sudetendeutsche Museum ein umfangreiches Begleitprogramm und einen Katalog in Deutsch, Tschechisch und Englisch an.

TV-Reportage von Mediaservice Novotny über die Eröffnung der Sonderausstellung „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“ im Sudetendeutschen Haus.

Der sudetendeutsche Unternehmer Oskar Schindler (1908–1974) aus Zwittau/Svitavy im mährischen Schönhengstgau rettete gemeinsam mit seiner Frau Emilie 1200 Juden vor den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten. Dieser Akt der Menschlichkeit und Zivilcourage wurde erst 1993 mit dem Spielfilm Schindlers Liste einer breiten Öffentlichkeit in der Welt bekannt.

Lebensstil und Lebenswandel Oskar Schindlers entsprechen nicht den allgemeinen Vorstellungen von einem Helden. Leichtfertiger Umgang mit Geld und mit Frauen, die Tätigkeit als Agent der Wehrmachtsspionage und als Kriegsgewinnler zeichnen eher das Bild eines charakterschwachen Menschen. Aber in den dunkelsten Stunden Europas während des zweiten Weltkrieges und der Schoah wurden aus dem Lebemann Schindler der Lebensretter Schindler und aus den Geretteten die „Schindlerjuden“.

Aus Anlass des 50. Todestages von Oskar Schindler am 9. Oktober 2024 erzählt das Sudetendeutsche Museum in einer Sonderausstellung in zehn Kapiteln die Geschichte seines Lebens und seiner Rettungsaktion. Nach der Ausstellungseinführung „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter“ titeln die weiteren Kapitel: Heimat in Mähren – Der Lebemann – Das Rad im NS-Getriebe – Der Unternehmer – Schindlers Liste(n) – Die Lebensretter Oskar und Emilie – Vom Retter zum Geretteten – Schindlers Koffer – Würdigungen. Zu Oskar Schindlers persönlicher Tragik gehört, dass er nach dem Krieg trotz massiver Bemühungen seiner jüdischen Freunde weder wirtschaftlich noch privat Fuß fassen konnte und am Ende seines Lebens nahezu vergessen war.

Im Zentrum der Ausstellung stehen die berühmten Listen Schindlers, von denen mehrere Fassungen erstellt wurden. Erstmalig wird der Öffentlichkeit das Original einer zweiseitigen Liste vom 29. Januar 1945 präsentiert. Dieses wertvolle Zeitdokument enthält die Namen von 81 jüdischen Häftlingen aus dem KZ Golleschau/Golezów, einem Nebenlager des KZ Auschwitz. Die Insassen dieses Transportes zählten nicht zu den über 1000 Personen, die Schindler aus seiner Fabrik in Krakau rettete. Aus Menschenliebe nahm Schindler diesen und zwei weitere Transporte auf. Ihm und seiner Frau Emilie gelang im mährischen Brünnlitz/Brněnec die Lebensrettung der meisten Juden aus diesen Transporten. Die 1098 Namen der durch den Film bekannt gewordene Liste vom 18. April 1945 werden in einer aufwändigen Installation visualisiert. In weiteren Audio- und Audiovideostationen kommen Gerettete zu Wort. Der Schauspieler Friedrich von Thun verleiht Schindler für dessen bewegende Abschiedsrede am 8. Mai 1945 seine Stimme.